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93 Hauptgebäude und 2 Gemeinde-Waschhäuser. Die kleine und alte Kirche bietet nichts Merkwürdiges dar. Der Kirchhof ist dem Mutterort und beiden Filialien gemeinschaftlich. Ihn und die Kirche hat die Kirchengemeinde zu erhalten, nämlich G. und Krebsstein zu 2/5, der Heilige derselben zu 2/5 und Schlattstall zu 1/5. Das schöne Pfarrhaus hat 1785 der vormalige Kirchenrath erbaut. In dem Rathhaus ist die Schule untergebracht; doch ist der Bau eines eigenen Schulhauses im Werke. Die fleißigen Einwohner, welche mit vieler Mühe die steilen Berge anbauen und diesem nicht dankbaren Boden ihren Unterhalt abgewinnen, zeichnen sich überdieß durch große Sparsamkeit und Sitteneinfachheit aus. Mehrere sind wohlhabend; keiner geht dem Bettel nach. Obst, namentlich Kirschen, sind die Haupterzeugnisse. Die Markung gehört zwar zu den verhältnißmäßig größeren des Bezirkes; dennoch ist aber der Feldbau unbedeutend und, wie bemerkt, größtentheils auf das Gebirge beschränkt, und der Weinbau hat hier ein Ende. Ein M. Ackers im Thal kostet 200 bis 500 fl., ein solcher auf der Alp 15–150 fl. Die Brache wird mit Erdbirnen eingepflanzt, welche im Jahr 1760 durch eine Müllerin aus dem Pfullinger Thale hier eingeführt worden sind und schon nach 12 Jahren allgemein beliebt waren. Hanf wird häufig in Ländern gebaut. Die Wiesen können gewässert werden und sind daher sehr ergiebig. Die Stallfütterung ist bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt und von den 2353/8 M. Weiden sind nur 92 nicht angebaut und zur Schafweide bestimmt. G. hat, wie die Tab. zeigt, im Verhältniß die meisten Pferde. Ein Müller Ehni, der 1795 starb, soll die Thalbewohner zuerst darauf gebracht haben, die Kirschensteine zu einem geruchlosen Brennöl zu benützen, und nun kann mancher Bürger in guten Kirschenjahren seinen Bedarf an Brennöl selbst gewinnen. Auch wird vorzüglicher Kirschengeist bereitet. Die Gewerbsthätigkeit ist nicht ganz unbedeutend.

Im Jahr 1835 zählte der Ort 1 Barbirer, 3 Baumwollenweber, 7 Brodbäcker, 1 Färber, 1 Garnsieder, 2 Glaser, 2 Hufschmiede,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)