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15. Gemeinde Öthlingen,

ev. Pfarrdorf, in älteren Zeiten auch Aithlingen, Adelingen, Etelingen genannt, mit 709 Einw. Es liegt in der Kirchheimer Thalebene, an der über Köngen und Denkendorf nach Stuttgart führenden Straße, an der vereinigten Lauter und Lindach, 1/2 Stunde von Kirchheim, nordwestlich von diesem. Der Ort gehört in die III. Klasse und ist dem Kameralamte Kirchheim zugetheilt. Mit Ausnahme von 108 Morgen Ackers, von denen der große Zehente dem Armenkasten Unterboihingen zugehört, ist der Staat alleiniger Zehentherr. Den Heuzehenten hat die Gemeinde 1836 abgelöst. Von der Leibeigenschaft hat sie sich schon 1798 mit 3750 fl. losgekauft, und von 1818–40 an grundherrlichen und Jagd-Gefällen, worunter sämmtliche Laudemien, für 2201 fl. 5 kr. dem Staate abgekauft. Auch hat sie von demselben den Holzzehenten in ihren Waldungen um 361 fl. abgelöst. Außer diesem beziehen noch einige Hospitäler etc. einige Gefälle.

Es sind 86 Haupt- und 18 Neben-Gebäude vorhanden. Die 60 Schritte südlich vom Orte gelegene Kirche wurde etwa 1600 erbaut und 1798, nachdem der Kirchthurm vom Blitz zerschmettert worden war, erweitert und schön und gut erneuert. Schon 1654 war eine Grundsäule desselben „durch einen Donnerstreich zerschmettert worden“. Die alte Kirche ist 1539 abgebrochen, und das Material zum Vestungsbau von Kirchheim verwendet worden. Die Baulast liegt zu 2/3 der Gemeinde und zu 1/3 dem Filial ob. Das Pfarrhaus hat der Staat 1834 erworben und für seine Bestimmung eingerichtet. Das hübsche Schulhaus, worin der Schulmeister wohnt, hat die Gemeinde 1840 mit einem Aufwande von 7000 fl. gebaut. Die Lage des Orts ist gesund, angenehm und fruchtbar, und im Allgemeinen herrscht ein guter Wohlstand. Ackerbau und Viehzucht sind hier und in Lindorf Hauptnahrungszweige. Der Ort ist reich an Obstbäumen, der Weinbau schon alt. Schon seit 50 Jahren wird der Flachsbau getrieben, seit etwa 15 Jahren 2–3mal stärker als früher. In beiden Gemeinden herrscht Handelsgeist, denn es wird

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)