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1604 gehörten nicht nur 26 Tagwerke Wiesen, sondern auch „viele landgarbige Äcker dazu, so derjenigen Herrschaft, so dieß Schlößlein bewohnt, aigen gewesen und um ein Landgarb jetzo verliehen seyn.“ Im Jahre 1709 wurde das Gebäude an einen Privaten verkauft. Der Thiergarten (unten) scheint an das Schloß gestoßen zu haben, das wahrscheinlich den Grafen von Aichelberg zum Wohnsitze gedient hatte.

Die in der Regel schön gebauten Einwohner haben viel Selbstgefühl, sind arbeitsam und rührig. Bemerkenswerth ist die schon alte Hinneigung zum Mystizismus (s. oben S. 109). Ein namhafter Hang zur Streitsucht scheint wenigstens in früheren Zeiten die Bewohner ausgezeichnet zu haben, da in Kirchheim das Sprichwort im Gange ist:

„Wer kommt durch Wiesensteig ung’litten,“
(Ohne Läuten gehört zu haben)
„Durch Neidlingen ung’stritten,
Durch Weilheim ung’schlagen.
Kann in Kirchheim von Wunder sagen.“

Nächst Kirchheim hat Weilheim die größte Markung; gleichwohl ist sie stärker als andere parzellirt. (S. die Tabelle.) Der Boden ist meist sehr fruchtbar, vornehmlich an Getreide, Hanf und vortrefflichen Kartoffeln. Sommergerste wird hauptsächlich gebaut. Obst und Wieswachs, dieser wegen der Wässerung durch die Lindach, ist gut und bedeutend. Auch der Weinbau ist von Belang; an der Limburg wurde er schon im eilften Jahrhundert betrieben. Der gegen Abend, Nabern zu, gelegene Egelsberg wurde im J. 1568 von der Stadt den Bürgern in Theilen von 1/4 M. ausgegeben und sofort mit Reben bepflanzt. Die beträchtlichsten Erwerbsquellen aber sind die Rindvieh- und die Schaf-Zucht. Die letztere und die Bienenzucht werden hier stärker als irgendwo im Bezirke betrieben. Schon oft sollen hier 8–10.000 Schafe überwintert worden seyn. Die zu der vormaligen herrschaftlichen Melkerei (oben Seite 254) gehörig gewesenen Güter (einige Gebäude und 38 Morgen) sind auf 12 Jahre verpachtet. Die Stallfütterung ist unlängst vollständig eingeführt

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_282.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)