Seite:OALeonberg 016.png

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über der bald ein sehr verbreiteter, tiefgründiger Diluviallehm Platz nimmt, gedeckt wird und nur noch an den steilen Thalgehängen der Glems und ihren Seitenthälern zu Tage geht. Die Verbreitung des Muschelkalkdolomits, welcher auf der linken Seite der Würm gänzlich fehlt, beschränkt sich in geringer Ausdehnung auf einzelne Stellen des Plateaus, meist aber auf die oberen Partieen der Gehänge des Glemsthals und einiger Seitenthäler desselben, während er bei Ditzingen die unbedeutenden Thalabhänge selbst bildet. Die Thonletten und Sandsteine der Lettenkohlengruppe erscheinen, jedoch selten in großer Ausdehnung, zwischen Rutesheim und Heimerdingen, ferner bei Malmsheim, Hemmingen, Schöckingen, Hirschlanden, Leonberg, Ihinger Hof, Weil dem Dorf, Kornthal u. s. w.

Die in der Muschelkalkformation vorkommenden Versteinerungen und Mineralien sind folgende, und zwar in den dolomitischen Mergeln und Kalken des Wellenkalks: Myophoria cardissoides, Melania Schlotheimii, Terebratula vulgaris, Plagiostoma lineatum, Gervillia socialis u. s. w. In der Anhydritgruppe kommen keine Versteinerungen vor, dagegen trifft man nicht selten Gypsspath, Bohnerz, [1] kieseligen Eisenstein, Hornstein und Rauchtopase; letztere in sechsseitigen Säulen mit zugespitzten Endflächen von der Größe einer Erbse bis zu der einer Wallnuß. Die unteren Schichten des Hauptmuschelkalks sind mit späthigen Gliedern von Encrinites liliiformis dermaßen angefüllt, daß einzelne Bänke beinahe ganz aus ihnen bestehen; in den höher liegenden Schichten kommen, jedoch nur sparsam, Ammonites nodosus, Nautilus bidorsatus, Rostellaria scalata, Pecten laevigatus, Plagiostoma striatum, Terebratula vulgaris, Gervillia socialis etc. vor. Stylolithen finden sich nicht selten bei Leonberg, Heimsheim und sonst; Kalkspathkrystalle bei der Gäßlensmühle. In dem Muschelkalkdolomit kommen bei Ditzingen Conglomerate von Myophorien (M. Goldfussii) und in dem Lettenkohlensandstein zuweilen dünne Equiseten und Lingula tenuissima vor. Der Lettenkohlensandstein wird bei Hirschlanden abgebaut und führt Equiseten und Taeniopteris vittata.

3) Die Keuperformation, welche die über das Muschelkalk-Plateau sich namhaft erhebenden Gebirgszüge in Osten und Südosten

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Ehe die Geognosten sich über die Einreihung der Lettenkohlengruppe geeinigt haben, wird die Ansicht Quenstedt’s, dieselbe zu der Muschelkalkformation zu zählen, als die vorläufig richtige anzunehmen seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 016. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_016.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Das vorkommende Bohnerz enthält gegen 50% Mangan, so daß es von den Hafnern zur Glasur benützt wird.