Seite:OALeonberg 028.png

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250 (O.A. Mergentheim) ein ziemlich günstiges Verhältniß liefert; noch günstiger stellt sich im Bezirk das Verhältniß der Untüchtigen wegen allgemeiner Körperschwäche und Kränklichkeit, nämlich unter 1000 nur 64 (das Maximum O.A. Ulm mit 157, das Minimum O.A. Saulgau mit 26). Überhaupt sind die Gesundheits-Verhältnisse des Bezirks nicht ungünstig.

Nach oberamtsärztlichen Mittheilungen ist die endemische Krankheits-Constitution im ganzen Bezirke, besonders aber in der Oberamtsstadt wegen ihrer freien Lage und den vielfach vorkommenden Winden die rheumatische; in Kornthal ist der Friesel sehr häufig, sogar endemisch. Eine nicht seltene Erscheinung ist der Cretinismus, er kommt zwar im ausgebildetsten Grade nicht vor, dagegen findet er sich weniger ausgebildet besonders in Gerlingen, Eltingen und Leonberg, nicht ganz selten auch in Merklingen, Weil der Stadt und Kornthal, und zwar hauptsächlich in Orten, wo die Keuperformation vorherrschend ist. [1] Vererbung des Übels ist häufig unverkennbar, übrigens zeigt sich eine auffallende Abnahme desselben, nachdem man in neuester Zeit auf trockenere und überhaupt gesündere Einrichtung der Wohnungen und Erfüllung einer vernünftigeren Pflege des Körpers Rücksicht nimmt. Die stationäre Krankheits-Constitution blieb im letzten Jahrzehend die gastrische mit entschiedener Richtung zum Nervösen. Auf eine bedeutende Menge akuter, gehörig ausgesprochener, bestimmt verlaufender und zu energischen Krisen sich entwickelnder Krankheitsfälle ist für die Oberamtsstadt nicht zu rechnen; in dem übrigen — besonders dem höher gelegenen Theile des Bezirks dagegen, kommen solche häufig vor.

Die Oberamtsstadt selbst ist, etwa den tiefer gelegenen, enger gebauten Theil derselben ausgenommen, wo zuweilen scrophulöse, impetigunöse und andere kachektische Übel vorkommen, zu den gesünderen Städten des Landes zu rechnen. Indeß sagen die scharfe und zuweilen rauhe Luft und die vielfach herrschenden Winde und Stürme in derselben, Individuen, welche früher in milderen Gegenden lebten, anfänglich nicht recht zu. Epidemien in größerer Ausdehnung treten mit Ausnahme solcher von Kindern, wie Scharlachfieber und Masern, im Bezirke nicht häufig auf, doch wurde Gerlingen in den letzten Jahren zweimal durch schwere und ausgedehnte Typhus-Epidemien heimgesucht. Im Jahr

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_028.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Orte Gerlingen, Eltingen, Leonberg und Kornthal liegen theils in der Keuperformation, theils ganz in der Nähe derselben, und zwar im unteren mit Gyps durchzogenen Keupermergel; Weil der Stadt und Merklingen haben ihre Lage auf den untersten Schichten der Muschelkalkformation (Wellenmergel).