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3) Die Kornthaler Rettungsanstalt für arme verwahrloste Kinder, welche seit dem Jahr 1823 besteht und über 100 Kinder erhält.

Sie theilt sich in zwei Häuser; in dem einen größeren werden Kinder von 10 – 14 Jahren erzogen, in dem anderen kleine Kinder von dem Zeitpunkte an, wo sie selbst gehen können, bis zum 6. Jahre. In diesem Kleinkinderhause wird Seidenzucht betrieben. Zwischen beide Häuser ist eine mit Kornthal in Verbindung stehende Anstalt in Wilhelmsdorf eingeschoben, welche die Kinder vom 6. bis zum 10. Jahre aufnimmt. Von einem Kind werden für Kost, Kleidung, Wäsche, Wohnung, Unterricht und ärztliche Pflege im Ganzen bloß jährlich 40 fl. bezahlt, was nur dadurch möglich wird, daß es der Anstalt bisher nie an namhaften Liebesgaben gemangelt hat.

4) Die Vereine zur Unterstützung der reisenden Handwerksgehilfen in Leonberg, Ditzingen, Hirschlanden, Kornthal, Münchingen, Friolzheim, Hemmingen, Merklingen, Renningen.

5) Der Ortsarmenverein zu Leonberg, welcher seit 1848 (unter der sehr zweckmäßigen Leitung des Fabrikanten J. Josenhans) eine bessere Einrichtung der Armenpflege in dem Städtchen eingeführt hat, und sehr namhafte, aus freiwilligen Beiträgen fließende Unterstützungen leistet.

6) Die Spitäler in Leonberg und Weil der Stadt. Das letztere ist bisher gut dotirt gewesen, hat aber durch die Ablösungsgesetze von 1848 und 1849 eine Schmälerung erlitten, die seine bisherigen mitunter reichlich gewesenen Leistungen beschränkt.

Außer diesen größeren Anstalten sind fast in allen Orten Armenhäuser, die jedoch zum größern Theil nur sehr nothdürftig ausgestattet sind.


c. Landwirthschaftliche Anstalten.

Von dem landwirthschaftlichen Bezirksverein, welcher seit dem Jahr 1837 besteht, und alljährlich Preisvertheilungen an Besitzer ausgezeichneten Viehs und an Dienstboten vornimmt, werden öftere Versammlungen gehalten; auch ist derselbe im Besitze einer ordentlichen Leihbibliothek.

Nachdem die Beschälplatte, welche in Weil der Stadt auf Staatskosten bestand, seit einigen Jahren aufgehört hat, sucht nun der landwirthschaftliche Bezirksverein das Bedürfniß der Pferdezucht durch Privatbeschäler zu befriedigen.

Der Zustand der Farrenanstalten in sämmtlichen Gemeinden wird in zweijährigen Perioden durch eine von der Amtsversammlung

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)