Seite:OALeonberg 096.png

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das früher nordöstlich der Stadt gelegene Dulcheshausen abgegangen war, durch Zuziehung der Feldgüter desselben, eine selbstständige Markung erhielt, welche jedoch immer noch nicht zureichte, um die Bedürfnisse der Einwohner zu befriedigen, daher diese genöthigt waren, Güter auf den Markungen Eltingen, Höfingen und Gerlingen anzukaufen. Die Lage der Markung ist mit Ausnahme des Engelbergs, der Gehänge des Glems-Thales und dessen Seitenthälchen meist eben. Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht im nördlichen und nordöstlichen Theil aus einem ziemlich tiefgründigen, sehr ergiebigen Diluviallehm, im östlichen aber, welchen der Engelberg bildet, ist derselbe thonig, mergelig und auf dem Bergrücken selbst ein etwas magerer, düngerbedürftiger Sandboden, der meist aus einer Verwitterung des grobkörnigen Keupersandsteins entstanden ist, und entweder den Sandstein selbst, oder Thon (Letten) zur Unterlage hat.

Die steilen Thalgehänge sind meist unergiebige Muschelkalkwände, die nicht selten aller Kultur entbehren und nur magere Weide produciren. In der Thalebene selbst lagert ein dem Wiesenbau zuträglicher Alluvialboden.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustande; zweckmäßige Neuerungen, wie die Einführung des Brabanterpflugs, die Anlage vortheilhafter Düngerstätten, die Abschaffung des Doppeljochs u. s. w. haben längst Eingang gefunden. Zur Besserung des Bodens bedient man sich außer dem gewöhnlichen Stalldünger, insbesondere der Jauche, des Pferchs und des Compostes; beim Kleebau wird zuweilen Gyps angewendet.

Im System der Dreifelderwirthschaft werden besonders viel Dinkel und Hafer, ferner Einkorn, Weizen, Gerste, Ackerbohnen, Erbsen und Linsen gebaut; in der beinahe ganz zur Anblum kommenden Brache zieht man Kartoffeln, Angersen, besonders viel Futterkräuter, etwas Hanf, Mohn und nur wenig Reps. Buchbinder Wild von Leonberg baut Coriander, Anis u. s. w. Auf den Morgen rechnet man Aussaat: 6 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer, 21/2 Sri. Weizen, 4 Sri. Einkorn, 21/2 bis 3 Sri. Gerste, und der durchschnittliche Ertrag wird zu 8-9 Scheffel Dinkel, 5-6 Scheffel Hafer, 3 Scheffel Weizen, 8 Scheffel Einkorn und 5 Scheffel Gerste per Morgen angegeben. Dinkel, Hafer und Gerste kommt viel nach Außen zum Verkauf.

Die geringsten Preise für den Morgen Acker sind 180 fl., die mittleren 350 fl. und die höchsten 450 fl.

Der Gartenbau beschränkt sich, mit wenigen Ausnahmen, auf den nöthigen Gemüsebau.

Die Wiesen, welche zweimädig, zuweilen sogar dreimädig sind, liefern durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd per Morgen; die Preise

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_096.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)