Seite:OALeonberg 107.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Thälchen der Glems, des Beutenbachs, des Lochengrabens und einiger unbedeutenden Einteichungen, eine wellige Ebene. Der Boden besteht meist aus einem fruchtbaren Diluviallehm und wird nur an einzelnen Stellen thonig oder mergelig; er ist eher leicht als schwer zu nennen und hat theils Muschelkalkdolomit, theils die Mergel der Lettenkohlengruppe zur Unterlage.

Die Landwirthschaft wird umsichtig und mit vielem Eifer betrieben; zweckmäßige Neuerungen, wie verbesserte Pflüge, Düngerstätten, das Trocknen des Futters an Heinzen, die Abschaffung des Doppeljochs etc. haben Eingang gefunden. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man im Winterfeld Dinkel, Roggen, Gerste und Weizen, im Sommerfeld Hafer, Wicken, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen und Klee. Weil der Boden etwas leicht ist, so wird nur 1/3 der Brache eingebaut, und zwar mit Kartoffeln, Futterkräutern, Angersen, Welschkorn und Mohn. Die Aussaat beträgt per Morgen an Dinkel 6 Simri, an Roggen 3 Simri, an Hafer 3 Simri, und der durchschnittliche Ertrag wird zu 7-8-10 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Roggen und 4-5 Scheffel Hafer angegeben, Die Ackerpreise bewegen sich von 100-300 fl. per Morgen. Getreide und einige Bracherzeugnisse werden hauptsächlich nach Stuttgart abgesetzt.

Die Wiesen, welche durchgängig zweimädig sind und theilweise bewässert werden können, liefern im Durchschnitt per Morgen 24-30 Cent. Heu und 10—12 Cent. Öhmd. Ihre Preise sind 120-400-500 fl. per Morgen.

Der Weinbau ist unbedeutend und wurde erst in neuerer Zeit angefangen.

Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten und etwas Zwetschgen beschäftigt, wird zunächst für den eigenen Bedarf des Orts betrieben.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide mit etwa 500 den Ortsbürgern gehörigen Schafen beschlagen, was der Gemeinde nebst dem Pferchgeld jährlich etwa 1400 fl. einträgt.

Der Rindviehstand, ein guter Landschlag, ist bedeutend; er wird durch 5 Farren, zu deren Haltung die Widdummaier verpflichtet sind, erhalten. Mit Mastvieh treibt man einigen Handel, die Butter kommt nach Stuttgart zum Verkauf. Pferde werden nicht gezüchtet, jedoch ziemlich häufig gehalten. Die Schafzucht beschäftigt sich meist mit Bastarden, deren Wolle theils an Fabrikanten, theils auf Märkten abgesetzt wird.

Von mittelmäßiger Ausdehnung ist die Schweinezucht; es befinden sich ungefähr 24 Mutterschweine im Ort, die Eber haben die Widdummaier zu halten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)