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abgeschiedenen Bezirk bezog denselben die Ortsstiftungspflege und der Meßner. In das Kleinzehentrecht und den Heuzehenten theilten sich der Staat und die Pfarrei. Sonstige grundherrliche Gefälle standen den Freiherren von Gemmingen zu Steinegg, der großh. badischen Domänen-Verwaltung Pforzheim und der hiesigen Stiftungspflege zu.

Etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort, auf badischem Gebiet, bestanden früher 2 Seen, welche dem Kloster Hirschau, später der Gemeinde zugehörten; sie sind längst trocken gelegt und in üppigen Wiesengrund umgewandelt, der von einer Quelle, welche ehemals die Seen theilweise speiste, bewässert werden kann.

Friolzheim erscheint zuerst um 1100 im Schenkungsbuch des Klosters Hirschau, welches damals ein Viertel der hiesigen Kirche nebst zwei Hubengütern ertauschte. (Cod. Hirs. 38.) Außer Hirschau war schon vor dieser Zeit das elsäßische Kloster Hugshofen hier begütert gewesen; von diesem erkaufte ein reicher Bürger von Speyer, Bebo, im Anfang des 12. Jahrhunderts ein beträchtliches Gut in Friolzheim und dem angrenzenden Tiefenbronn für 90 Mark, um das Kloster Hirschau damit zu begaben. (Cod. Hirs. 51.)

In diesem Dorfe mögen sich in sehr früher Zeit die Besitzungen der Markgrafen von Baden und der Grafen von Calw berührt haben. Nach einer Urkunde des 15. Jahrhunderts hatte es damals den Markgrafen von Baden gehört; Markgraf Carl (seit 1453) veräußerte es an Diether von Gemmingen. Letzterer verkaufte den 15. Mai 1461 sein Dorf Friolzheim mit seiner Mark, mit lauter Gütern, Vogteien, Gerichten, Zwängen und Bännen, Beten, Steuern, Zinsen, Gülten, Diensten, Frohndiensten, Wald, Wasser, Wunn und Weid für 1600 fl. Rhein, an das Kloster Hirschau (Besold. Doc. 588; Sachs, Baden 2, 427), welches hier einen Pfleghof errichtete.

Mit diesem Kloster ist der Ort an Württemberg gekommen, welches noch im Jahr 1541 durch Vergleich Herzog Ulrichs mit Dietrich von Gemmingen zu Steineck, dessen Antheil am großen und kleinen Zehenten und im Jahr 1565 durch den Vergleich Herzog Christophs mit dem Markgrafen Carl von Baden noch einzelne Einkünfte, welche dem Frauenkloster zu Pforzheim gehörten, erwarb.

Friolzheim ist die Mutterkirche von Tiefenbronn, welches erst 1455 statt der früheren Kapelle eine eigene Pfarrkirche erhielt. Seinen Antheil am hiesigen Zehenten verkaufte am 16. August 1477 das Kloster Bebenhausen an diese Tiefenbronner Kirche.

Zur Verwaltung der mit dem Kloster Hirschau an Württemberg gekommenen grundherrlichen Gefälle hatte die Herrschaft zuerst einen eigenen Pfleger, welcher auf dem noch stehenden Fruchtkasten wohnte, nachher

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)