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aber wurde der Ort in dieser Beziehung der geistlichen Verwaltung Heimsheim und im Jahr 1807 der Cameralverwaltung Merklingen zugetheilt.


Gebersheim,
Gemeinde III. Kl. mit 474 Einw., wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei.

Am Saume des Strohgäus, in einem nicht tief eingeschnittenen Seitenthälchen des Glems-Thales, liegt 3/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt, ziemlich geschützt, das kleine, übrigens freundlich und reinlich gehaltene Dorf, welches mit gesundem Trinkwasser hinlänglich versehen ist und durch das ein Bach, der im Kastenbrunnen entspringt, und zu einer Wette geschwellt wird, fließt.

Am westlichen Ende des Orts steht frei und ziemlich hoch die schmale, wenig geräumige Pfarrkirche, deren Unterhaltung dem Heiligen (St. Silvester) obliegt. Das Langhaus, an dessen südl. Eingange die Jahreszahl 1588 steht, ist durch spätere Veränderungen seiner ursprünglichen Bauweise beraubt worden; der am Ostende desselben stehende viereckige, nicht hohe Thurm hat drei Stockwerke, von denen die zwei unteren 6′ dicke Mauern haben, während das oberste, auf dem ein einfaches Zeltdach sitzt, aus Holz aufgeführt ist; das untere, mit einem uralten Tonnengewölbe versehene Stockwerk dient als Chor. Innen hat die Kirche außer einem sehr alten, aus Holz gut geschnittenen Bild des Gekreuzigten, nichts Interessantes. Die auf dem Thurme hängenden 2 Glocken sind 1711 und 1741 gegossen worden.

Der ehemals feste, gegenwärtig noch ummauerte Begräbnißplatz, welcher 1804 namhaft vergrößert wurde, liegt um die Kirche.

Das in der Nähe der Kirche sehr angenehm und gesund gelegene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, ist zwar alt, aber dennoch in gutem baulichen Zustande. In der Mitte des Orts liegt das alte, ziemlich heruntergekommene Rathhaus, in welchem sich auch die Schule und die Wohnung des Lehrers befindet; ein Gemeinde-Backhaus besteht schon längst. An der Volksschule, neben welcher auch eine Industrie-Schule vorhanden ist, unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe.

Die mittelmäßig begüterten Einwohner sind im Allgemeinen kräftig und gesund, dessenungeachtet erreichen nur wenige ein hohes Alter; ihre Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht.

Die Güter der Feldmarkung liegen theils eben, theils an mäßig geneigten Thalabhängen und haben im Allgemeinen einen tiefgehenden, fruchtbaren Lehmboden, der eher schwer als leicht genannt werden darf.


Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)