Seite:OALeonberg 130.png

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Grundherr des Orts ist der Staat. Der große Zehnten auf der Markung war nach Distrikten getheilt und gehörte theils dem Staat, theils dem Meßner, theils dem Besitzer des Hofs Mauer, theils aber dem Staat und dem Hospital Stuttgart gemeinschaftlich. Den kleinen Zehenten von der sog. Schmalsaat (von Erbsen, Linsen, Bohnen und Hirsen) hatte der Staat, den gemeinen kleinen Zehenten die Pfarrei zu beziehen. Der Heuzehente war in Distrikte getheilt: von dem sog. Auszehenten, sowie von den Waldwiesen im Madenthal bezog der Staat 1/3 und der Besitzer des Hofs Mauer 2/3, von dem sog. Einzehenten der Hospital Stuttgart 3/6, der Besitzer des ebengenannten Hofs 2/6 und der Staat 1/6.

Von den Weinbergen wurde theils der zehnte, theils der siebente Theil an den Staat und den Hospital Stuttgart gereicht. Grundherrliche Gefälle hatten sämmtliche Theilhaber am kleinen Zehenten zu erheben.

Die Luft des Orts ist rein und gesund; auch sind die Einwohner im Allgemeinen von gesunder und kräftiger Leibesbeschaffenheit, doch finden sich auch einige Cretinen und mehrere mit Kröpfen Behaftete unter denselben. In moralischer Beziehung sind die Einwohner fleißig, sehr wohlthätig und religiös, übrigens in ihrer Lebensweise zum Theil etwas üppig. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Weinbau und Handel mit Holz; einen besondern Erwerb bieten die Steinbrüche, es werden namentlich gute, in der ganzen Umgegend zum Bauen gesuchte Keuper-Sandsteine sowie Muschelkalkdolomit zu Straßenmaterial, letzteres aus einem auf der Markung Ditzingen angekauften Bruche, gewonnen. Stubensandstein kommt auf dem südlich vom Ort gelegenen Gebirgsrücken allenthalben vor. Früher wurde auch der in der Nähe des Dorfs anstehende Gyps abgebaut.

Hagelschlag und Frühlingsfröste sind selten. Die Ernte tritt zu gleicher Zeit wie im Strohgäu ein, an dessen Saume die Markung liegt. Die Landwirthschaft ist in gutem Zustande; verbesserte Ackergeräthschaften und sonstige zweckmäßige Einrichtungen haben beinahe allgemein Eingang gefunden. Im Dreifeldersystem mit zu 5/8 angeblümter Brache werden die gewöhnlichen Cerealien, besonders aber auch Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, Kartoffeln und sehr viel Futterkräuter, namentlich Klee gebaut. Als Handelsgewächse zieht man in nicht unbedeutender Ausdehnung Hanf und Reps; Mohn wird wenig gebaut. Auf den Morgen rechnet man Aussaat: 7 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer, 2 Sri. Gerste, 3 Sri. Weizen, ebenso viel Roggen und 4 Sri. Einkorn; eingeheimst wird durchschnittlich per Morgen 8 Schfl. Dinkel, 5 Schfl. 6 Sri. Hafer, 3–4 Schfl. Gerste, 2 Schfl. 4 Sri. Weizen, ebenso viel Roggen und 4 Schfl. 2 Sri. Einkorn. Die geringsten Ackerpreise sind per Morgen 80 fl., die mittleren

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_130.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)