Seite:OALeonberg 141.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Heuzehente, welcher übrigens früher dem Staate zustand. Grundherrliche Gefälle bezogen bisher neben dem Staat die Stiftungspflegen Hausen und Mühlhausen, die Armenfondspflege Weil der Stadt und der Freiherr v. Gemmingen.

Die auf der Ortsmarkung gelegene Frohn-Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, welche von der Würm in Bewegung gesetzt werden, liegt 1/2 Stunde nördlich von dem Mutterort auf der Landesgrenze.

Auf der Anhöhe westlich von Hausen soll ein Ort „Ober-Hausen" gestanden haben, ohne Zweifel lag hier der längst abgegangene Ort „Seltenbach" (s. unten). Unterhalb des Orts kommt die Benennung „Burghalde" vor, an deren Fuß nach der Sage ein Burgstall gewesen seyn soll.

Der hiesige Ortsadel tritt in die Geschichte ein im Jahr 1075 mit Liutbrandus de Husan in einer Urkunde des Klosters Hirschau. Ein Heinricus de Husen veräußerte im 12. Jahrhundert mit Erlaubniß seines Herrn, Hugo von Altingen, sein hiesiges Gut an das Kloster Hirschau, welches um dieselbe Zeit ein gewisser Berward, Anfangs hirschauischer Laienbruder, dann Keller, hierauf Probst, mit seinem hiesigen Besitz beschenkte, wie derselbe dem Kloster hier auch eine Mühle erbaute (Cod. Hirs. 64. 87. 89.),[1] Neben Hausen begabte der obengenannte Berward das Kloster Hirschau auch mit Gütern in Seltenbach (Cod. Hirs. 64. 87.).

Im Verlauf der Zeit – die näheren Umstände sind unbekannt – kam die Hoheit über Hausen an das Kloster Herrenalb, dessen Amt Merklingen der Ort zugetheilt war. Mit dem Kloster Herrenalb kam er an Württemberg, welches auch von Adeligen hier Einzelnes erwarb, wie 1371 Gülten von Maria, Wittwe Reinbolds von Windeck und 1423 Leibeigene von Heinrich von Gärtringen.

Am 10. Februar 1415 wurde von dem hiesigen Schultheiß und Gericht eine St. Martins-Caplanei bewidemt. Eine Pfarrstelle bestund bereits im 15. Jahrhundert (Würdtwein Subs. 10, 339.); später war Hausen längere Zeit Filial von Münklingen, bis es 1568 wieder einen eigenen Pfarrer erhielt.


  1. Irrig wurde nach Trad. Reichenb. bei Kuen Coll. 2, 64 ein angeblicher Ort Betherane neben Hausen gesetzt; dieß ist Betra im Sigmaringischen, unfern des sigmaringischen Ortes Neckarhausen. Auch das Husen in Trad, Reichenb. a. a. O. 41. gehört nicht hieher; vergl. Cod. Hirs. 43.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_141.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)