Seite:OALeonberg 170.png

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der gegenwärtig von dem Schullehrer als Baumschule benützt wird.

Das bequem eingerichtete, geräumige Pfarrhaus, welches die hier gefällberechtigte Armenkastenpflege in Stuttgart zu unterhalten hat, liegt an dem nördlichen Ende des Dorfs. Das zunächst der Kirche gelegene Schulhaus wurde 1837 erweitert und befindet sich nun in gutem baulichem Zustande; an der Schule unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe. Mitten im Dorf auf einem freien Platz steht das im Styl des 17ten Jahrhunderts gehaltene Rathhaus, und neben demselben eine schönwüchsige Linde, welche zur malerischen Ansicht des alten, jedoch gut erhaltenen Gebäudes viel beiträgt. Früher bestand eine eigene Kelter im Ort; gegenwärtig befindet sich im untern Stockwerk des Rathhauses eine Einrichtung zum Mosten und Keltern.

Am südlichen Ende des Dorfs, auf den äußersten Rand des Thalabhanges hinausgebaut, liegen die Gebäude der im Jahr 1826 von dem Staat durch Kauf und Tausch an den Freiherrn v. Varnbüler übergegangenen Meierei, ein altes Bauwesen, an dessen steinernem Unterbau sogar noch einzelne Buckelsteine, als sprechende Zeugen seines hohen Alters, sichtbar sind. An der Ostseite steht ein runder Thurm mit schön construirter, steinerner Wendeltreppe, auf der nördlichen, von der Natur nicht festen Seite lief ein Graben.

Die Einwohner, deren Vermögensumstände zu den mittelmäßigen gehören, sind sehr fleißig, geordnet und haben vielen Sinn für Religion; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und etwas Weinbau.

Der Betrieb der Landwirthschaft ist sehr gut; verbesserte Ackergeräthe und zweckmäßig angelegte Düngerstätten finden immer mehr Eingang. Zur Besserung des Bodens wird außer dem Stalldünger und dem Pferch noch Gyps, Asche und besonders die Jauche angewendet.

Die Güter der ziemlich ausgedehnten Markung, auf der übrigens auch die Einwohner von Leonberg und Gebersheim sich angekauft haben, liegen, mit Ausnahme der steilen Abhänge gegen das Glemsthal und einiger Seitenthälchen desselben, meist eben und haben im Allgemeinen einen tiefgründigen, besonders für den Dinkelbau sich eignenden, fruchtbaren Diluviallehmboden.

Die Luft ist wegen der hohen, freien Lage sehr rein und gesund; Frühlingsfröste schaden zuweilen, dagegen kommt Hagelschlag nur selten vor. Die Ernte tritt etwa um 8 Tage früher als in Leonberg ein. Im System der Dreifelderwirthschaft baut man Dinkel, Hafer, weniger Weizen und Gerste, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen und Wicken; in der zur Hälfte angeblümten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter und Angersen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)