Seite:OALeonberg 237.png

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Von dem Schiff führt ein spitzbogiger Triumphbogen in den um eine Stufe höher gelegten Chorraum, in welchem sich die Gruft der Familien v. Nippenburg und v. Gaisberg befindet. Das Chor hat ein einfaches Kreuzgewölbe (Tonnengewölbe), dessen wulstige Bögen von romanischen Säulen ausgehen; an dem Kreuzungspunkt derselben ist ein schön verzierter Schlußstein angebracht. Von mehreren, den Familien v. Nippenburg und von Gaisberg angehörigen Grabdenkmalen, welche sich sowohl an den Außenseiten der Kirche, als im Chor befinden, sind folgende die bemerkenswerthesten: 1) Ein Ritter in reicher Rüstung mit der Umschrift: „anno dom. 1540, uff Peters Stul Fyr, starb der edel ehrnvest Hans v. Nippenburg, dem Gott gnedig sein wölle, amen.“ 2) Eine knieende Familie, ein Ritter mit Frau und Kindern; über diesen steht: „Anno dom. 1550 starb etc. Martin von Nippenburg etc. Anno dom. 1597 starb etc. Frau Maria Salome von Nippenburg, geb. v. Reischach." Unter dem Dachgiebel liegt die Predella des Hochaltars, welcher früher in der Kirche stand; auf derselben ist Christus mit den 7 klugen und den 7 thörichten Jungfrauen dargestellt. Das Ganze ist vortrefflich ausgeführt und einer andern Stelle würdig. Der viereckige, massive, nicht sehr hohe Thurm besteht aus 3 Stockwerken, von denen das unterste als Sacristey dient; an dem Kreuzgewölbe desselben ist ein Schlußstein mit Wappen der Herren von Renningen angebracht. In dem mit gothischen Fenstern versehenen obern Stockwerke des Thurms hängen 3 Glocken, von 1693, 1700 und 1748. Die Baulast der Kirche steht der Stiftungspflege zu. Der Begräbnißplatz lag früher um die Kirche und wurde theilweise noch bis zum Jahr 1821 außer dem am südöstlichen Ende des Orts angelegten benutzt; letzterer ist 1821 und 1843 vergrößert worden.

Das unfern der Kirche an der Hauptstraße gelegene Pfarrhaus, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, wurde 1594 erbaut; der untere steinerne Stock, mit schön verziertem Eingang, ist im Renaissance-Styl gehalten, das übrige Gebäude, mit seinem Erker, scheint in neuerer Zeit verändert und ausgebessert worden zu seyn. Das 1826 renovirte Schulhaus mit Lehrerwohnung steht bei der Kirche; an der Schule unterrichten 1 Schulmeister, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe. Das ansehnliche, wohlerhaltene Rathhaus wurde 1788 erbaut. Am nordöstlichen Ende des Orts liegen die den Freiherren v. Gaisberg gehörigen Schloßgebäude. Sie bestehen aus dem alten und neuen Schloß, nebst mehreren Ökonomiegebäuden, welche zusammen einen namhaften Hofraum einschließen und mit Mauer und Graben umgeben sind; über letzteren, der ehemals mit Wasser gefüllt war, führt eine Brücke (früher Zugbrücke) zu dem spitzbogigen Eingang in den Schloßhof. Die Unterstöcke

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)