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prior et conventus fratrum Heremitarum Ordinis S. Augustini domus in Wila dem Kloster Hirschau eine Urkunde aus, welches damals auf seinem Grund und Boden in Weil ein Bethaus nebst sonstigen Gebäuden zu errichten den Eremiten erlaubte. Das erwähnte Kloster bestund bis 1803, wo sein Gebäude zunächst zur württembergischen Steuereinnehmerei-Wohnung verwendet wurde. Kapuziner wurden im Jahr 1640 hauptsächlich durch die Bemühungen Johann Holzing’s, hiesigen Syndicus, in die Stadt verpflanzt (Gehres 130). Auch ihr Kloster wurde 1803 aufgehoben. Vor Zeiten bestand eine Frauen-Sammlung, welche wenig hervortritt; im Jahr 1308, Januar 12, verkaufte sie all ihr Gut zu Gechingen an Kloster Bebenhausen für 25 Pfd. Heller. (Münchner Codex, Fol. 174.)

Von benachbarten Klöstern waren mehrere hier begütert; das Kloster Hirschau hatte außer der Kirche (s. oben) schon seit dem 11. Jahrhundert Besitzungen; sie waren gleich anfangs so bedeutend, daß das Kloster schon damals einen eigenen Pfleger allhier hatte (frater Benno, qui ibidem – Wile – procurator rerum monasterii fuit. Haymo vita b. Wilhelmi in Act. SS. Boll. Jul. T. 2, S. 159). Später erwarb es noch zu verschiedenen Zeiten Güter, Gülten, 2 Mühlen und Anderes (vergl. Cod. Hirs. ed. Stuttg. S. 48). Kloster Bebenhausen erhielt den 2. Januar 1291 von den hiesigen Schultheißen, Rathmannen und Bürgern Erlaubniß, eine Hofstatt zu kaufen.

Das Kloster Herrenalb war schon im Jahr 1275 hier begütert; am 3. Mai d. J. wurde es von der Stadt von jeder Art Dienstbarkeit und Steuer befreit (Mone, Zeitschrift 1, 487) und ähnliche Freiheitsbriefe in Beziehung auf Steuer, Ungelt und andere Beschwerden erhielt es 1275, Dezember 29, von König Rudolph; 1295, April 13, von König Adolph; 1349, Sept. 16, von Kaiser Karl IV. (Besold 165); 1401, August 7, von König Ruprecht.

Jedes dieser 3 Klöster, Hirschau, Bebenhausen und Herrenalb, hatte hier einen Hof, weßhalb Württemberg schon seit der Reformation einen namhaften Besitz hier hatte. Zur Hirschauer Pflege gehörte namentlich die Hälfte des großen Zehenten von der ganzen Markung, sowie der Vorzehente von einem gewissen Bezirk, deßgleichen der Erbsen-, Linsen- und Wickenzehente.

Das Prediger-Kloster in Pforzheim kommt im Jahr 1373 in Besitz eines hiesigen Hauses vor. (Gehres 27.)

Die lutherische Lehre faßte zu verschiedenen Zeiten hier Fuß, aber nie nachhaltig. Im Jahr 1522 begann Diepold Gerlacher von Billigheim, Augustiner-Ordens, sich der römisch-katholischen Lehre zu widersetzen und lehrte öffentlich, daß weder Maria noch andere Heilige Fürbitter

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_262.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)