Seite:OALeonberg 264.png

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Außer einigen unbedeutenden Bächen, welche die Markung durchziehen, liegt auf derselben, 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort, der 51/8 Morgen 31 Ruthen im Meß haltende „große Tachensee“, welcher den Eigenthümern des anstoßenden Waldes zugehört und von diesen zur Zucht von Blutegeln verpachtet ist, die gewöhnlich in die Apotheken nach Stuttgart verkauft werden. Ein vorhanden gewesener weiterer See, der „kleine Tachensee", ist seit 15 Jahren entwässert und nun mit Erlen ausgepflanzt.

Die Pfarrkirche liegt etwas erhöht unfern der breiten, der Länge nach durch den Ort führenden Hauptstraße; sie ist im Spitzbogenstyl erbaut, hat übrigens an ihrer ursprünglichen Bauweise Veränderungen erlitten, indem das Ganze dem Styl des über dem Eingang bezeichneten Jahres 1472 nicht mehr entspricht. Die Fenster und Eingänge sind zwar spitzbogig, jedoch ohne alle Füllung und Schmuck; einige oblonge Fenster wurden erst in neuester Zeit eingerichtet. An der Nordseite ist ein gut gearbeitetes Steinbild, die Grablegung Christi darstellend, in die Wand eingemauert. Das Innere der Kirche hat, außer einem sehr alten, übrigens roh gearbeiteten Taufstein und einem hölzernen Bilde des Gekreuzigten, nichts Bemerkenswerthes. Der viereckige, nicht hohe Thurm, dessen unterstes Stockwerk den Chor bildet, soll nach der Sage viel höher gewesen und durch einen Blitzstrahl bis auf das unterste Stockwerk zerstört worden seyn. An seinem zweiten Stockwerke steht die Jahreszahl 1595; im dritten, nur aus Holz erbauten Stockwerke hängen zwei Glocken, in den Jahren 1702 und 1796 gegossen. Auf dem Glockengestell ist die Jahreszahl 1594 angebracht. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege; bei bedeutenderen Kosten übernimmt die Gemeinde die Hälfte derselben.

Statt des um die Kirche gelegenen, festen Begräbnißplatzes, der längst aufgegeben wurde, ist an dem südlichen Ende des Dorfs ein neuer angelegt und im Jahr 1826 bedeutend erweitert worden.

Das gut unterhaltene, bequem und geräumig eingerichtete Pfarrhaus nebst ummauertem Hofraum und den nöthigen Ökonomie-Gebäuden liegt in der Nähe der Kirche, an der Straße nach Ditzingen; die Baulast desselben hat der Staat. Ganz in der Nähe des Pfarrhauses steht das geräumige, wohleingerichtete Schulhaus, das in den Jahren 1816 und 1844 bedeutend erweitert und verbessert wurde. Die Lehrerwohnung ist getrennt von der Schule und befindet sich in einem der Gemeinde gehörigen Hause.

Der Fruchtkasten, ein großes, mit steinernem Unterstock versehenes Gebäude, das über das ganze Dorf emporragt, ist Eigenthum der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_264.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)