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mehrjährigen Pacht des schon erwähnten tüchtigen Ökonomen Reinhardt sichtlich gehoben hat, verdient als Musterwirthschaft für die Umgegend genannt zu werden. [1] Zweckmäßige Ackergeräthschaften und Anlagen zu verschiedenen Düngerbereitungen, kurz alle thunlichen landwirthschaftlichen Verbesserungen werden angewendet und haben sich zum großen Theil von hier aus über die Nachbarschaft verbreitet. Im System der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Cerealien, besonders viel Dinkel und Gerste gebaut. Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 7 Sri., Weizen 3 Sri., Roggen 3 Sri., Einkorn 6 Sri., Gerste 3 Sri. und Hafer 4 Sri.; der durchschnittliche Ertrag belauft sich per Morgen auf 9 Schfl. Dinkel, 3 Schfl. 5 Sri. Roggen, 3 Schfl. 5 Sri. Winterweizen, 6 Schfl. 2 Sri. Einkorn, 4 Schfl. 2 Sri. Gerste und 5 Schfl. 2 Sri. Hafer. Außer diesem zieht man Erbsen, Ackerbohnen, Grünwicken, Mohn, rothen Klee, Kartoffeln, Runkelrüben und Luzerne. Die Felderzeugnisse werden größtentheils nach Außen verkauft.

Die Wiesen, von denen nur einigen Morgen Wässerung zukommt, liefern von dem Morgen etwa 38 Ctr. vortreffliches Futter.

Die Obstzucht ist bedeutend und hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben; sowohl Most- als Tafelobst geräth sogar in Jahrgängen, in welchen der Obstertrag in der nächsten Umgegend fehlt. Nicht nur tritt hier die Obstblüthe etwa acht Tage später als in der Umgegend ein und leidet daher seltener von Frühlingsfrösten, sondern es beherbergen auch die nahe gelegenen Waldungen viele insektenfressende Vögel, was, verbunden mit dem Schutz, welchen die Waldungen gegen Winde und Luftzüge gewähren, der Obstzucht sehr zuträglich scheint. Das Obst wird größtentheils auswärts verkauft.

Die Viehzucht ist ausgezeichnet; es werden gegenwärtig 24 Kühe von Holländer-, Limpurger- und guter Landrace, 1 Zuchtstier von Holländer- und Rigi-Kreuzung, 2 Paar Ochsen und 6 Pferde gehalten. Die Milch kommt nach Stuttgart zum Verkauf, überdieß werden durchschnittlich im Jahr 15 Kälber und 7 Stück Mastvieh (4 Ochsen und 3 Kühe) verkauft.

Auf dem ganzen Hof werden an Schafen etwa 160 Stück Hämmel gehalten, die jährlich etwa 31/4 Centner Wolle liefern; die Schafweide ist besonders verpachtet.

Der Bergheimer Hof nach seiner ursprünglichen Zusammensetzung

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_269.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. S. hierüber: die Bewirtschaftung des Bergheimer Hofes von J. F. G. Reinhardt, Stuttgart 1843; und: Ertrags-Anschlag des Bergheimer Hofes von Weber, 1849.