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Skropheln, Rhachytis und Kröpfe sind in der Stadt seltener, etwas häufiger auf dem Lande.

Der Cretinismus fehlt in der Stadt, wurde aber früher in einigen Dörfern häufiger beobachtet. So fand Rösch 1841/42 in Asperg bei 12 Familien 15, in Markgröningen in 7 Familien 8 cretinische Subjecte. Auch in Bissingen gibt es cretinenartige Personen, und in diesen sämmtlichen Orten ist das Wasser gypshaltig.

Die Krätze kommt selten vor: die meisten Kranken, welche früher in den Spitälern und im Arbeitshaus behandelt wurden, waren Auswärtige. So kamen 1848–52 viele Krätzige in den Stadtspital und in das Arbeitshaus. In ersterem belief sich die Zahl der Kranken 1853 und 54 jährlich auf 200, nahm dann allmählig ab und betrug 1857 noch 27.

Geistesstörungen und Gemüthskrankheiten kommen nicht häufiger vor, als in andern Oberämtern.

Von seltenern Krankheiten ist zu erwähnen eine Wurstvergiftung, welche im Jahre 1848/49 in Möglingen vorkam, wo 2 Menschen in Einem Hause daran starben, 3 aber gerettet wurden, ferner die Phosphornekrose, welche 1845 und 46 in der Kammerer’schen Zündhölzchenfabrik 3 Personen ergriff, wovon 2 starben und Einer nach Verlust des Oberkiefers genas.

Der moralische Charakter der Bezirksbewohner ist im Allgemeinen gut und zeichnet sich durch Rechtlichkeit, Fleiß, Sparsamkeit und Sinn für Religion, welcher sich häufig bis zum strengen Pietismus steigert, vortheilhaft aus; auch sind in den bewegten Jahren von 1848 und 1849 keine Störungen der Ordnung vorgekommen. Einzelne Gemeinden, wie Kornwestheim, Möglingen, Pflugfelden etc. dürfen wohl zu den geordnetsten des Landes gezählt werden. Der beständige Verkehr mit der Oberamtsstadt wie mit der Residenz hat bei den Bewohnern der den Städten näher gelegenen Orte eine gewisse Gewandtheit und mitunter Verschmitztheit angezogen, jedoch nicht in dem Grade, wie man sie sonst in Nachbarorten größerer Städte trifft.

Eigenthümliche Gebräuche und besondere Volksbelustigungen nehmen immer mehr ab, sogar der Tanz bei Hochzeiten, Kirchweihen und sonstigen Gelegenheiten wird seltener; auch hat das früher übliche Eierlesen in den meisten Orten längst aufgehört und kommt nur noch in Bissingen und Poppenweiler, jedoch nicht jedes Jahr, vor. Dagegen hat sich das älteste württembergische Volksfest, der Schäfermarkt in Markgröningen, bis auf die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 033. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0033.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)