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Jahr 1714 sich auf die Architektur legte und mit Unterstützung des Herzogs Frankreich bereiste. Seit 1715 leitete er als Baudirector, wozu er im Jahr 1717 ernannt, und 1726 mit dem Charakter eines Oberstlieutenants ausgezeichnet wurde, die Bauwerke in Ludwigsburg und auf dem Seehaus; die Stuccaturarbeiten überließ er seinem Schwager Carolini. Sein erstes Bauwesen in seiner neuen Stellung war die Schloßkapelle (1715). Im Jahr 1717 zog Frisoni seiner Schwester Sohn, den nachherigen Ober-Baumeister Paolo Retti zu sich, welcher damals in Wien bedeutende Baugeschäfte mit Auszeichnung übernommen hatte, und selbst wieder seine drei Brüder, Leopold als Baumeister (welcher später den Schloßbau in Stuttgart ausführte), Riccardo als Stuccator, Livio als Kunstmaler und noch andere Verwandte beizuziehen, und deren Dürftigkeit in nicht unbedeutenden Reichthum zu verwandeln wußte. Die Untersuchung gegen die beiden Baumeister Frisoni und Retti, deren Arbeiten der Ober-Baudirector v. Herbort und der Professor der Theologie Bernhard Bilfinger in Tübingen zu prüfen hatten, endigte jedoch mit einem Geldopfer von 25.000 fl., das der herzoglichen Kasse in der Hand des Juden Süß zu bringen war, wogegen den beiden Baumeistern fernere Verwendung in Bausachen zugesagt wurde. Frisoni starb jedoch schon im Jahr 1735, während der ihn überlebende Retti wieder neue Bauaufträge erhielt.

Von württembergischen Handwerkern waren vorzugsweise bei dem Schloßbau beschäftigt: die Steinmetzenmeister Christoph Friedrich Weyhing, Math. Heim, Johann Jakob Heim und der Hofschlosser Michael Lauffer; vom Ausland berief Retti im höheren Auftrag den Marmorirer Corbellini und die beiden Kunstmaler Scoti und Carloni.

Zu den Kosten des Schloßbaues kam noch die 75–80.000 fl. kostende Meublirung, über welche im Jahr 1713 mit dem Juden Gabriel Fränkel u. Konsorten in Fürth ein Accord abgeschlossen wurde. Die Rentkammer erhob wegen der angemutheten Geldlieferungen bedeutende Einreden; auch wurden über die Fortschritte des Ludwigsburger Bauwesens, auf welches in wenigen Jahren, mit Ausnahme der Naturallieferungen, 700.000 fl. verwendet worden sein sollen, die Klagen des verkürzten Stuttgarts so rege, daß man auf die Baumeister Frisoni und Retti einzuwirken suchte. Frisoni, welchem 1000 Dukaten als Geschenk der Landschaft u. a. in Aussicht gestellt wurden, entwarf erfolglos einen neuen Bauplan, nach welchem die Residenz bei Berg angelegt – und auf diese Weise Canstatt mit Stuttgart verbunden worden wäre, wogegen das Ludwigsburger Bauwesen mit dem Corps de Logis, seinen zwei Flügeln, Stallung und Comödienhaus geschlossen und mehr als Lustschloß für den Sommer benützt werden sollte. Anstatt hierauf einzugehen, drang der Herzog auf die Erbauung des neuen Corps de Logis. Nach Abänderung noch großartiger Plane wurde am 22. December 1725 mit dem Ober-Baumeister Retti ein neuer Accord abgeschlossen, daß er genanntes Gebäude und dessen Verbindung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)