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hiedurch gleichsam ein Achteck entstanden ist; in der Mitte des Platzes steht ein Brunnen.

Ferner nennen wir noch den Reithausplatz, den Marstallplatz, den Garnisonskircheplatz, den Turnplatz etc.

Außerhalb der Stadt liegt etwa 1/4 Stunde von derselben an der Aldinger Straße theils auf Aldinger, theils auf Kornwestheimer Markung der große Exerzierplatz, ein beinahe 70 Morgen haltendes, ziemlich eben gelegenes Feld, welches im Jahr 1830 die Kriegsverwaltung von der Finanzverwaltung gepachtet hat, um der Garnison nicht nur zum Exerzieren in größeren Abtheilungen, sondern auch als Schießplatz auf größere Abstände zu dienen. Der gewöhnliche Schießplatz liegt zwischen dem Stuttgarter und Solitude-Thor unweit der Kanonengießerei, seit dem Jahr 1820 von der K. Finanzverwaltung in Pacht überlassen; der Platz hält zwei Morgen und seine Länge gestattet das Schießen nur bis zu einem Abstand von 200 Schritten.

Von öffentlichen Baulichkeiten nennen wir zuerst die städtischen Gebäude.

1) Das Rathhaus, ein ansehnliches, in einem ansprechenden Styl ausgeführtes Gebäude, steht in der Poststraße mit freier Aussicht auf den Marktplatz, es enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath die Kanzleien für das Polizeiamt und das Gerichtsnotariat.

2) Die Stadtkirche, an der Westseite des Marktplatzes gelegen. Sie wurde mittelst mehrfach veranstalteter Collecte und Beiträgen von Klosterämtern, Gemeinden etc. im Jahr 1726 nach dem Plan des Oberstlieutenants Frisoni und unter dessen Leitung zu bauen angefangen. Die Stuccatorarbeit besorgte Riccardo Retti und die Thürme erbaute größtentheils der Baumeister Retti; ihre Vollendung erhielten sie erst durch den Oberbaumeister Paul Retti den 14. November 1730. Der Grundstein der Kirche selbst war schon den 25. August 1718 gelegt worden und ihre feierliche Einweihung geschah den 18. September 1726. Die Kirche ist im Rococcogeschmack gegen alle Regeln der kirchlichen Baukunst, mit der vorderen Giebelseite gegen Osten gekehrt, erbaut, während sie im Westen dreiseitig schließt, jedoch keinen eigentlichen Chor daselbst bildet. Die vordere Giebelseite erhebt sich zwischen den beiden Thürmen und hat einen geradlinigen, schmucklosen Eingang. Der gewalmte Giebel trägt auf seiner Spitze eine Vase, in dem obern Giebelfelde den Namenszug des Herzogs Eberhard Ludwig und in dem unteren das württembergische Wappen; zu beiden Seiten des Giebels stehen steinerne Figuren, die eine das Kreuz, die andere einen Anker haltend.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)