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Im Jahre 1825 wurden die Gebäude der ehemaligen Porcellanfabrik der Tuchmanufactur überlassen, mit welcher sie sofort durch Verkauf in Privathände überging. In diesen Gebäuden wird jetzt ein anderer Fabrikationszweig (s. oben) betrieben, und von den Bestandtheilen der ehemaligen Tuchfabrik ist nur noch eine Filiale, die Schönleber’sche Fabrik in Bietigheim übrig.

5) Eine Ledermanufactur, im Jahre 1731 im Obermüller’schen Hause errichtet und mit besonderen Privilegien versehen, ist längst eingegangen. Man konnte daselbst um billigen Preis nicht nur Sohlleder, sondern auch „geschmiert, weißtrocken und Kalbleder“ kaufen, und es war alle Einfuhr fremder Sohlen-, Kalbleder etc. bei Strafe der Confiscation verboten.

6) Eine Bijouterie- und Quincailleriefabrik vom Mergery u. Comp. übersiedelte im Jahre 1779/80 von Pforzheim nach Ludwigsburg, welche nicht nur die gewöhnlichen Bijouteriewaaren in Gold und Semilor, sondern auch Stahlarbeiten, Uhren, Uhrketten etc. lieferte und gegen 300 Personen beschäftigte. Da aber die Arbeiter meist Reformirte waren und in der Ausübung ihrer Religion mehrfach beschränkt wurden, so zerstreute sich diese Gesellschaft allmälig wieder und ließ nur wenige Überreste von ihrem Geschäft zurück.

Was die Marktberechtigung der Stadt betrifft, so war schon in dem Privilegium vom 18. Febr. 1715 die Errichtung zweier Jahrmärkte enthalten und ein Rescript vom 3. Sept. 1718 setzte die Zeit für Abhaltung derselben auf „jedesmalen acht Tage nach der Frankfurter Messe“ fest. Hiezu kam durch eine herzogliche Entschließung vom 4. Dez. 1767 die Abhaltung eines dritten Jahrmarktes, Dienstags an oder vor Vincentii, nebst einem Roß- und Viehmarkte; auch wurden nach einem Regierungsraths-Rescript vom 9. August 1715 „wegen täglich zunehmender Bürgerschaft und Leute“ ein Wochenmarkt angeordnet. Dermalen hält die Stadt alljährlich drei Krämer- und Viehmärkte und wochentlich drei Victualienmärkte.

Die Fruchtschranne, zu welcher die Stadt berechtigt ist, wird schon seit vielen Jahren nicht mehr geöffnet, da die Landwirthe der Umgegend ihre Früchte zum größten Theil im Hause an Bäcker und Händler absetzen.

Als Communicationsmittel dient außer der durch die Stadt führenden Stuttgart–Heilbronner Landstraße und der von Ludwigsburg nach Marbach führenden Poststraße hauptsächlich die Staatseisenbahn, die Stadt einerseits mit Stuttgart, anderseits mit Heilbronn und in westlicher Richtung mit Bruchsal verbindend. Vicinalstraßen sind

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)