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Ludwigsburgs; er habe beschlossen, die Stadt um ein Merkliches zu erweitern, auch bereits durch Anweisung vieler Plätze zu Häusern den Anfang dazu gemacht, weßwegen den Baulustigen das Bürgerrecht unentgeldlich, 20jährige Freiheit von Umgeld, Accis und andern Lasten, ein Dongratuit von einigen 100 fl., der Platz zu Haus und geraumem Garten und das Bauholz gratis gegeben werden sollte. 1

Am 20. Oct. 1764 verlegte der Herzog im Mißmuth über Stuttgart seine Residenz, den Hof, den Marstall, die Musik, das Theater, die Garden u. s. w. nach Ludwigsburg und so begann für die Stadt die Zeit ihrer größten Blüthe. Am 18. Apr. 1767 forderte der Herzog unter Wiederholung der früher versprochenen Vortheile von Neuem auf, sich hier niederzulassen. Im Jahre 1765 wurden Kniestädtische Grundstücke von Heutingsheim durch den Herzog für Ludwigsburg erworben. Auch ließ derselbe mit großen Kosten um die ganze Stadt eine Mauer führen, die Straßen pflastern, legte die „Karlsstadt“ an (nach den Planen des Oberhofgärtners Scheidlen), baute namentlich 1762 das Arsenal[1], 1764 das Opernhaus, das größte in Deutschland (innen völlig mit Spiegelgläsern ausgekleidet)[2], sonst noch ein sehr kunstreiches Orangeriegebäude, 830′ lang. So wurde die durch Regelmäßigkeit ausgezeichnete Stadt das Mannheim Württembergs und es entfaltete sich hier bei herrschendem Wohlstand ein üppiges, prachtvolles Leben unter vielen musikalischen und theatralischen Genüssen. Zur Hebung der Wissenschaften stiftete der Herzog im Jahre 1765 eine öffentliche Bibliothek (die 1775 nach Stuttgart gebracht wurde). Die Einwohnerzahl betrug mit der Garnison im Jahre 1774 11.607. Als jedoch der Herzog im Jahre 1775 seine Residenz wieder nach Stuttgart verlegte, sank die Einwohnerzahl rasch, hob sich auch später wenig, als man der Stadt durch Gründung von Fabriken aufzuhelfen suchte (1777 6227 Einw., 1784 6477 Einw., 1785 aber – da das Stein’sche Regiment nach Stuttgart gekommen – nur 5487 Einw.). Ein herzogliches Privilegium vom 23. Dec. 1779 gewährte „denjenigen von Adel oder anderen Leuten von Stande, die sich in der Stadt niederlassen wollten, nicht nur eine vorzügliche Behandlung, sondern auch Befreiung von allen Stadtabgaben, das


  1. Ein am Ende der jetzigen Poststraße zu erbauendes Generalfeldhospital, eine Artilleriekaserne, Generalmagazin für Waffen und Kriegsgeräthschaften und eine in der Mitte dieser Straße zu errichtende Garnisonskirche blieben Entwurf.
  2. Es stund in den Anlagen hinter dem Schlosse, wo jetzt der Spielplatz ist, und wurde 1802 abgebrochen.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)