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wurden im Jahre 1720 als Filialisten nach Ludwigsburg gewiesen, und die Höfe selbst der neuen Residenz einverleibt. Die Gottesdienste waren zuerst gehalten worden im Eingange des der Favorite entgegenstehenden älteren Corps de Logis, nachher in dem großen Saale links am Eingang, auch im Speisesaale desselben Gebäudes, von 1714–1726 in dem Orangeriehause (daher der Name Pomeranzenkirche); seit dem 18. Sept. 1726 werden sie in der Stadtkirche gefeiert. Im Jahre 1823 ging eines der Diaconate ein und so hat die Stadt nur noch zwei evangelische Seelsorger.

Abgesehen vom Hofgottesdienst, welcher während der Anwesenheit der katholischen Regenten in der Schloßkapelle stattfand, wurde der sonstige katholische Gottesdienst, da dieser überhaupt nach altwürttembergischen Einrichtungen nur auf Privatgottesdienst beschränkt war, gehalten in dem „Frisoni’schen Gartenhaus“ (zwischen dem Arbeitshaus und der ehemaligen Tuchfabrik), dessen Grundstein nach katholischem Ritus gelegt und bei welchem nur der Name einer Kirche gemieden war. Anfangs wurde vorgegeben, dieses Gotteshaus sollte bloß für die aus Italien verschriebenen katholischen Arbeiter dienen, so daß es nach Vollendung des Schloßbaues abgebrochen würde; gleichwohl bestund hier der Gottesdienst von 1725–1772, in welch letzterem Jahre in Folge des Erbvergleichs von 1770 die Aufhebung dieser Art von Kirche erfolgte (das hienach baufällig werdende Gebäude wurde ein Paar Jahrzehnte darauf abgebrochen). Durch Rescript vom 19. Febr. 1798 erhielten die Katholiken einen Betsaal. Im Jahre 1804 wurde die evangelische Garnisonskirche zum katholischen Gottesdienst eingerichtet und dieselbe 1808 zur Pfarrkirche mit einem beständigen Vicariate erhoben. Seit 1828 ist die östliche Schloßkapelle der katholischen Gemeinde eingeräumt.

Von den Gemeindeparcellen der Oberamtsstadt ist

a) der Hof Harteneck, 1/2 Stunde nordöstlich von Ludwigsburg, oben an dem Steilabfall gegen den Neckar noch zur Stadtmarkung gehörig, gelegen. Seine sehr freundliche Lage erlaubt eine reizende Aussicht in das Neckarthal und über die Orte Poppenweiler, Neckarweihingen, Hoheneck etc. Von der ehemaligen, hier gestandenen Burg Harteneck ist der gegen Süden gekehrte, ausgemauerte, sehr namhafte Burggraben noch gut erhalten; über denselben führt eine steinerne Brücke (früher Zugbrücke) zu der neuerlich in freundliche Gartenanlagen umgewandelten Stelle, auf der die eigentliche feste Burg stand. Die gegenwärtig noch vorhandenen Gebäude stammen theils aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts, wie das Hauptgebäude (neues Schloß), über dessen Eingang die Jahrszahl 1706 steht, theils aus

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)