Seite:OALudwigsburg0155.jpg

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welchem es im Jahre 1851 der gegenwärtige Besitzer, Kaufmann Otto Ruoff in Ludwigsburg, erworben hat.

Die zweite zur Stadtmarkung gehörige Parzelle ist

b) das Schloß Favorite auf einer südlich geneigten Anhöhe, dem Ludwigsburger Schlosse gegenüber, in einem mit schnurgeraden Alleen durchzogenen Park gelegen.

Dieses im italienischen Styl massiv erbaute kleine Schloß bildet ein Viereck, an welches sich an den Ecken je ein Pavillon anschließt; auf dem Mittelbau, von dem man eine sehr anziehende, ziemlich ausgedehnte Aussicht, insbesondere auch über die Stadt genießt, erheben sich vier, durch Altane verbundene, mit Kupfer gedeckte Thürmchen, die dem Ganzen ein fremdartiges Aussehen verleihen. Mittelst einer steinernen, mit Statuen und Vasen gezierten doppelten Freitreppe gelangt man in den, im zweiten Stockwerk befindlichen Hauptsaal, welcher, wie auch die an den vier Ecken desselben angebrachten Cabinette, freundlich, jedoch einfach ausgestattet ist.

Dasselbe hat beinahe zu gleicher Zeit mit dem alten Corps de Logis Herzog Eberhard Ludwig in einem kleinen, theilweise den Gemeinden Eglosheim und Hoheneck gehörigen Gehölze als Jagdschlößchen, welches er Favorite nannte, erbauen lassen, nachdem er daselbst schon im Jahre 1707 eine Fasanerie gegründet hatte. Die Leiter des Bauwesens waren vermuthlich Hauptmann Nette und Baumeister Heim; den Schluß desselben, im Jahre 1718, besorgte Baumeister Paul Retti. Das Innere ließ König Friedrich durch seinen Baumeister Thouret ganz neu herstellen.

Der damit verbundene, zum Staatseigenthum gehörige, der königlichen Kronausstattung einverleibte Favorite-Park umfaßt innerhalb seiner Umzäunung 2377/8 Morgen 3,4 Ruthen. Davon liegen auf der Markung von Ludwigsburg 342/8 Mrg. 25,4 Rth., Hoheneck 191 Mrg. 6,2 Rth., Eglosheim 124/8 Mrg. 19,8 Rth. In dem auf Ludwigsburger Markung liegenden Theil befindet sich das Schlößchen und einige hundert Schritte von diesem, gegen Nordwest, auf dem Hohenecker Markungstheil, ein Jägerhaus mit einigen Ökonomiegebäuden, welche ehemals für die Zwecke der in diesem Park eingerichtet gewesenen Fasanerie benützt wurden.

Gegenwärtig dient der Park, welcher aus einem lichten Eichenwald mit Obstbaumpflanzungen und Rasenplätzen besteht, zum Aufenthalte und zur Züchtung einer Anzahl Cachemir- und Angora-Ziegen, bengalischen Wildes, verschiedener Racen von Schafen und einiger Stücke tibetanischen Rindviehs (Yaks), unter der Administration der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)