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Lehrgehilfen, und im dritten die Gelasse für den Gemeinderath. Außer der Volksschule besteht eine Industrieschule nebst einer sog. Flickschule, in der ein Schneider die Knaben das Flicken lehrt.

Die Synagoge der israelitischen Einwohner, ein einfacher Betsaal, ist an ein Privathaus angebaut und Eigenthum der jüdischen Gemeinde; in derselben hält alle vier Wochen der Rabbiner von Stuttgart Gottesdienst. Seit dem Jahre 1835 ist auch eine eigene jüdische Schule vorhanden, an der ein Lehrer unterrichtet.

In der Kelter mit einem Baum ist seit dem Jahre 1844 ein Gemeindebackhaus eingerichtet. Überdieß bestehen als Eigenthum der Ortsgemeinde zwei Armenhäuser und ein Schafhaus.

Der Ort hat keinen laufenden Brunnen und erhält sein im Allgemeinen gutes Trinkwasser aus sechs Pumpbrunnen; die Markung ist quellenarm und hat mit Ausnahme des auf der rechten Seite des Neckars gelegenen bedeutenden Klingelbrunnens, dessen sehr gutes Wasser häufig von Kranken getrunken wird, keine namhafte Quelle aufzuweisen. An der Straße nach Neckargröningen befinden sich zwei periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen).

Die Einwohner sind gesunde, kräftige Leute und befinden sich in befriedigenden Vermögensumständen. Den Haupterwerb gewährt der Feldbau, der namhafteste Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der gewöhnliche 30–50 Morgen und bei den Unbemittelten 1–2 Morgen; letztere suchen sich noch durch Taglohnarbeiten im Ort selbst und in Ludwigsburg ihr Auskommen zu sichern. Die Juden sind geordnet und treiben neben Handel mit Vieh auch Landwirthschaft. Die Mehrzahl der Güterstücke hat 1/2–1, einzelne 3–5 Morgen.

Die ziemlich ausgedehnte Markung, von der man den westlichsten Theil noch zu dem sog. Strohgäu rechnet, hat mit Ausnahme der nicht beträchtlichen Gehänge gegen das Neckarthal und des von Kornwestheim herziehende Waldthälchens, eine beinahe ebene Lage; sie wird größtentheils für den Ackerbau benützt, wozu sich der im Allgemeinen aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Lehm bestehende Boden vortrefflich eignet. Muschelkalksteinbrüche, die Straßenmaterial liefern, sind drei vorhanden und Lehm kann aller Orten gewonnen werden.

Die Luft ist mild, wenn gleich in dem Thale die Nächte wegen der Ausdünstung des Flusses auch den Sommer über kühl sind; Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen nicht selten vor und schaden den Obstbäumen im Thal, daher auch der Obstertrag geringer ist, als in den höher gelegenen Orten Kornwestheim, Oßweil etc. Hagelschlag

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)