Seite:OALudwigsburg0170.jpg

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dem an der Südwestseite desselben gelegenen, im Renaissancestyl gehaltenen, unteren Eingang in die Festung, welcher nach einer über dem Thorbogen angebrachten Inschrift unter Herzog Wilhelm Ludwig im Jahre 1675 erbaut wurde. Vor dem Eingang liegen Vorwerke, die man im Jahre 1813 ausbessern ließ, nun aber wieder in Zerfall gekommen und mit Reben ausgepflanzt sind. Von dem unteren Eingang führt ein steiler, bis zum Jahr 1844 überwölbter Weg zu der im Jahre 1852 namhaft verbesserten, über den äußeren Graben angelegten, steinernen Brücke, über die man zu dem eigentlichen, schon unter Herzog Ulrich erbauten, oberen Festungsthore gelangt. Dasselbe bildet ein ziemlich langes Gewölbe, über dem sich zwei Thorthürme, der innere und der äußere, erheben. Von dem oberen Thore führt der Weg zwischen der Kaserne und dem Kellereibau nach dem Festungshof, welcher, durch die Form der Bergkuppe bedingt, ein beinahe gleichseitiges Dreieck bildet, dessen Fläche etwa 2,6 Morgen beträgt und den Truppen der Garnison als Übungsplatz dient. Beinahe in der Mitte des reinlich gehaltenen Hofraums steht eine schönwüchsige Linde, um die in neuerer Zeit drei junge Linden gepflanzt wurden. Diesen Hofraum umschließen zunächst die Festungsgebäude, welche mit Ausnahme der Kaserne dicht an die Futtermauer des inneren Festungswalles angebaut sind, und diesen theils mit dem oberen Stockwerk, theils nur mit dem Dache überragen.

Die Gebäude sind, von dem Eintritt in den Festungshof in dem Umkreis von der rechten zur linken Seite gerechnet, folgende:

Der vierstockige Kellereibau, welcher den 16. Juli 1638 durch den Blitz größtentheils zerstört und bald darauf wieder erbaut wurde; er enthält die Wohnungen des protestantischen und des katholischen Geistlichen, des Auditors (dessen Gelasse früher der bekannte General Rieger bewohnte), des Regimentsarztes, zweier Offiziere der Disciplinarcompagnie, des katholischen Organisten, die Wohn- und Wirthschaftsgelasse des Metzgers und ein Arbeitslocal für die Mannschaft der Disciplinarcompagnie.

An das Kellereigebäude schließt sich der Arrestantenbau und an diesen der Spitalbau an, der eine die Militärarrestlocale und einige Wohnungen für verheirathete Unteroffiziere, der andere den Spital und die Gelasse für die Disciplinarcompagnie enthaltend. Die unteren Räume dieser aus drei Stockwerken bestehenden Gebäude, in welchen früher Sträflinge untergebracht waren, dienen gegenwärtig als Magazine.

Der dreistockige Commandantenbau, welcher nur durch eine Treppe von dem Spitalbau getrennt ist, wurde unter Herzog Karl

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)