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erbaut und enthält außer den Wohngelassen des Commandanten, des Schulmeisters und des Bäckers noch den für beide Confessionen gemeinschaftlichen Betsaal, das Schullocal, die Kanzlei, die Bäckerei und die Werkstätte der Disciplinarcompagnie.

Das freistehende Stallgebäude mit Raum für 10 Pferde.

Der Arsenalbau, früher Galliotenhaus, steht dem Thore gegenüber an der Ostseite des Hofraums; derselbe steht größtentheils zur Verfügung des Strafanstalten-Collegiums in Stuttgart und enthält die für die Civilstrafgefangenen bestimmten Zellen und die Wohnung für den Aufseher[1]; der kleinere Theil, in welchem sich auch


  1. Die hier befindliche Civil-Festungsarrest- und Strafanstalt, in welcher 64 Gefangene hinlänglich Raum finden, für den Fall des Bedürfnisses aber die doppelte Anzahl untergebracht werden kann, erhält nur männliche Gefangene, und zwar:

    Festungsstrafgefangene, welche ihre Strafzeit statt in dem Zucht- oder Arbeitshause, auf der Festung zu erstehen haben und

    Festungsarrestanten, welchen statt den Bezirksgefängnissen der Aufenthalt während ihrer Strafzeit auf der Festung angewiesen wird.

    Dauert diese Strafzeit länger als drei Monate, so werden sie als Hausarrestanten, bei einer Strafzeit von drei oder unter drei Monaten aber als Arrestanten mit Festungsfreiheit behandelt.

    Durch eine Hausordnung vom Jahr 1852 ist die Behandlung dieser Gefangenen in der Strafanstalt genau geregelt worden.

    Bemittelte Arrestanten haben ihre Verpflegung auf eigene Kosten zu bestreiten und geben noch einen Beitrag für Heizung und Beleuchtung des Sommers mit 10 und des Winters mit 20 Kreuzer täglich; diese Gefangenen dürfen sich ihre Beschäftigung selbst wählen.

    Unbemittelte Arrestanten dagegen, sowie die Festungsgefangenen, werden vom Staate verpflegt und erhalten eine angemessene Beschäftigung in Copialien oder Papparbeiten, wobei ihnen ein Viertel des Verdienstes zu gute kommt.

    Der Festungscommandant ist zugleich Vorstand der Anstalt; dem Auditor der Festung ist das Justitiariat, und dem Kasernenverwalter die Ökonomieverwaltung übergeben; der Regimentsarzt und ein Unterarzt haben die Functionen als Hausarzt und Wundarzt übernommen.

    Bei der gegenwärtig kleinen Zahl der Gefangenen ist nur ein Aufseher angestellt, welchem ein aus dem Arbeitshaus Ludwigsburg der Anstalt zugetheilter Strafgefangener als Hofschäffer beigegeben ist.

    Die Seelsorge der Gefangenen ist dem evangelischen und katholischen Pfarrer der Festung übertragen; die Gefangenen werden jedoch nicht

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)