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wurde, und nun neben den Wohngelassen des Schulmeisters und Lehrgehilfen zwei geräumige Schulzimmer enthält. Eine Industrieschule besteht mit einem jährlichen Beitrage von Seiten des Wohlthätigkeitsvereins seit dem Jahr 1821.

Die Gelasse für den Gemeinderath wurden im Jahr 1737 auf die Ortskelter gebaut, die sich gegenwärtig noch in dem untern Stockwerk befindet.

Ein Gemeindebackhaus mit 2 Öfen wurde im Jahr 1836 mit einem Gemeindeaufwand von 450 fl. erbaut; ein Armenhaus ist seit einigen Jahren vorhanden.

Das ehemalige Amthaus steht in der obern Gasse; über demselben befindet sich das Wappen der Familie Kapff und die Inschrift: I. F. V. K. 1712. Nicht ferne von demselben steht die ehemalige Kellerei, gegenwärtig die Wohnung des Ortsvorstehers.

Der Ort, wie auch die Markung, ist sehr reich an gutem Trinkwasser; die bedeutendste, das ganze Jahr hindurch gleich laufende Quelle entspringt hinter der ehemaligen Ölmühle und wird theils mittelst einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung in den Ort, wo sie einen dreiröhrigen Brunnen speist, geführt, theils oberhalb der Ölmühle zu einem kleinen Weiher geschwellt, dessen Ablauf früher eine Ölmühle in Bewegung setzte und später das 36′ im Durchmesser haltende Rad der daselbst eingerichtet gewesenen Kautschuk-Fabrik trieb. Außer dem laufenden Brunnen sind im Ort noch 9 Pumpbrunnen vorhanden, wovon einer für die Zwirnmaschine der nun abgegangenen Fabrik des Kaufmann Weigle aus Ludwigsburg benützt wurde. Das sogenannte Erbsenbrünnele soll das weichste Wasser führen, das häufig von Kranken getrunken wird und die Hülsenfrüchte sehr leicht weich kocht. Periodisch fließende Quellen (sog. Hungerbrunnen), sind an der Straße nach Neckarweihingen und an der Straße nach Eglosheim vorhanden. Auf den sog. Seeäckern bestand ein See, der längst ausgetrocknet und in Ackerland umgewandelt ist. Der zunächst (östlich) am Ort vorbeifließende Neckar, der hier eine Breite von 300′ hat, wird bei seinem Austreten dem etwas erhöht gelegenen Ort nie gefährlich. Auf dessen linker Seite sind 4 sog. Steinzeilen (Pfeiler) angelegt worden, um zur Förderung der Schifffahrt den Stromstrich auf die rechte Seite des Flusses zu leiten. Eine früher am Ort bestandene Mühle, ist im Jahr 1827 abgebrannt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, fleißige und eingezogene Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Weinbau bestehen, während die nahegelegene Oberamtsstadt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0232.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)