Seite:OALudwigsburg0243.jpg

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Pietismus und die Secte der sog. Michelianer hat hier empfänglichen Boden gefunden. Die Gemeinde gehört in Absicht auf die Vermögensumstände zu den besseren, indem etwa 1/3 der Einwohner bemittelt ist und eigentliche Bettler sich im Ort keine befinden. Der größte Güterbesitz beträgt 75 Morgen, der mittlere etwa 45 Morgen und der geringste 1–2 Morgen; die Parcellirung ist gerade nicht übertrieben, indem die meisten Feldgüter 1/2–1 Morgen, manche aber auch 2–4 Morgen groß sind.

Die sehr beträchtliche Markung, welche mit Ausnahme des Salons ganz für den Feldbau benützt wird, bildet eine wellige Hochebene und ist als der östlichste Theil des fruchtbaren Strohgäu’s zu betrachten, dessen Unterabtheilung, das sog. lange Feld, noch in die Markung selbst eingreift. Angrenzende Markungen sind: gegen Norden Ludwigsburg (wo die Grenze ganz in der Nähe der Stadt vorüberzieht) und Oßweil, gegen Osten Aldingen, gegen Süden Mühlhausen und Zazenhausen im O.A. Canstatt, Zuffenhausen und Stammheim und gegen Westen Stammheim, Möglingen und Pflugfelden.

Der Boden, beinahe durchgängig aus einem tiefgründigen Diluviallehm bestehend, ist sehr fruchtbar und bringt in Verbindung mit dem günstigen Klima alle gewöhnlichen Feldfrüchte in Fülle hervor. Im Allgemeinen sind die Feldgüter wenig verschieden, was auch ihre Preise bekunden, indem sie sich bei den Äckern zwischen 300 und 500 fl. und bei den Wiesen zwischen 400 und 600 fl. pr. Morgen bewegen. Die ergiebigsten Güter liegen an der sog. steinernen Straße. Hagelschlag kommt selten vor, indem das sog. Emmerhölzle eine Wetterscheide bildet, in den früheren Jahren 1666, 1669 und 1671 wurde jedoch die Gemarkung von Gewitterschaden stark heimgesucht; Frühlingsfröste schaden selten.

Die Landwirthschaft, welche die Haupterwerbsquelle der Einwohner bildet, wird mit großem Fleiß sehr umsichtig betrieben und mehrere Güterbesitzer gehen hierin mit gutem Beispiel und Rath voran; dem ohnehin fruchtbaren Boden wird überdieß mit reichlicher Düngung, bei der man sich außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch des Composts, Gypses, Straßenkoths und der Asche bedient, nachgeholfen und hiedurch der Ertrag der Felder sehr gesteigert. Der Suppinger- und der Brabanter-Pflug haben den deutschen Wendepflug beinahe ganz verdrängt; zwei der Gemeinde gehörige Walzen werden fleißig benützt. Die Bespannung des Pflugs geschieht in der Regel mit zwei Pferden, bei minder Wohlhabenden auch mit zwei Ochsen oder Kühen, wobei man sich der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)