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Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts Vieles verloren hat (s. die Ansicht der Stadt von 1643), so trägt derselbe doch immer noch das Gepräge einer ehrwürdigen, mittelalterlichen Stadt, die sich bis jetzt innerhalb ihrer Stadtmauern hielt und sich in neuerer Zeit nur an der östlichen und südlichen Seite durch einige Häuserreihen außerhalb der eigentlichen Altstadt vergrößert hat.

Die mit einer hohen Mauer, Zwinger, Graben und Wall umgebene Stadt hatte 4, mit festen Thürmen versehene Doppelthore, das obere Thor an der Westseite, das untere und das Eßlinger Thor an der Südseite und das Osterthor an der Ostseite. Jedes derselben hatte eine Zugbrücke, die das äußere mit dem inneren Thor in Verbindung setzte und überdieß waren noch die Thorthürme mit Fallgitter versehen. Von den Thoren hat sich nur das obere Thor mit seinem Thurme, der gegenwärtig als städtisches Gefängniß dient, noch erhalten, übrigens mußte auch hier das äußere Thor einer übelverstandenen Verschönerungssucht weichen. Von der Umfriedigung der Stadt ist der Wall, theilweise auch der Graben längst eingeebnet und an der Nordseite sind seit 6 Jahren die Stadtmauer und die an der Zwingermauer angebrachten 7 Halbrondelle niedergerissen worden. Die Stadt selbst, aus deren Mitte die Pfarrkirche mit ihren zwei Thürmen majestätisch emporragt, ist enge gebaut und ziemlich unregelmäßig angelegt; die mit wenigen Ausnahmen nicht breiten Straßen, welche früher gepflastert waren, wurden in neuerer Zeit macadamisirt (steinbeschlagen) und mit Kandeln versehen. Von freien, öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der Marktplatz, der Kirchplatz (ehemaliger Kirchhof), der Kelternplatz und den Platz bei der Apotheke.

Die meist alten, mit den Giebelseiten gegen die Straßen gekehrten Gebäude, zeigen häufig einen sehr reichen eichenen Holzbau und viele derselben stammen noch aus dem 15. und 16. Jahrhundert, was Jahreszahlen, Wappen etc., welche an ihren steinernen Unterstöcken angebracht sind, verkündigen; namentlich zeichnen sich die Gebäude in der sog. finstern Gasse durch ihre Alterthümlichkeit aus. Von dieser Straße geht ein Seitensträßchen ab, das zu dem sog. Klösterle führt, einem ehemaligen Beguinenkloster, an dessen Gebäude, ungeachtet es längst in eine Privatwohnung umgewandelt ist, sich noch Spuren seiner früheren Bestimmung erhalten haben, wie z. B. an dem massiven Unterstock ein spitzbogiger Eingang, ferner ein ummauerter Hofraum und in den angrenzenden Gärten Reste von Grundmauern.

Markgröningen war früher der Sitz eines Oberamts und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)