Seite:OALudwigsburg0253.jpg

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sich die Wohnung des Hochwächters und des städtischen Archivs befindet, unterhält die Gemeindepflege.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde schon längst aufgegeben und dagegen im Jahr 1618 ein neuer außerhalb (östlich) der Stadt angelegt; derselbe gleicht einem freundlichen Garten, ist von beträchtlicher Ausdehnung, und mit einer Mauer umfriedigt. Beinahe in seiner Mitte steht eine achteckige, massive im Jahr 1845/46 in Form eines griechischen Tempels erbaute Kapelle, in welcher die Särge vor der Beerdigung aufgestellt und die Leichreden gehalten werden.

2) Das Gebäude der lateinischen Schule, Eigenthum des Spitals (Stiftungspflege), im nordöstlichen Theil des Orts stehend, enthält außer einem geräumigen Lehrzimmer auch die Wohngelasse des Präceptors. Für die Schule des Kollaborators, der in einem Privatgebäude wohnt, ist in neuerer Zeit dem in der Nähe der lateinischen Schule stehenden öffentlichen Backhause ein Gelaß aufgebaut worden.

3) Die deutschen Schulen befinden sich in einem ehemaligen Pfründhaus bei der Kirche stehend. Das dreistockige, große Gebäude enthält im untern Stockwerk die Knabenschule mit 4 Lehrzimmern, im mittleren die Mädchenschule mit 5 Lehrzimmern und im oberen die Wohnung eines Mädchenschullehrers, während der Knabenschullehrer ein der Spitalverwaltung gehöriges Gebäude bewohnt. Die Unterlehrer und Lehrgehilfen aber beziehen Hausmiethe-Entschädigung.

4) Das auf dem Marktplatz stehende Rathhaus, ein sehr großartiges Gebäude, dessen reiches Eichengebälk theilweise mit Schnitzwerk geziert ist und unter anderem auch das einfache Württembergische Wappen zeigt; an dem vorderen Giebel desselben ist ein schön construirtes Thürmchen mit einer mechanischen Uhr angebracht, unter der 2 vergoldete Böcke bei jedem Stundenschlag sich gegenseitig mit den Hörnern stoßen. Unter der Uhr befinden sich die in neuerer Zeit gut restaurirte Wappen von Württemberg und der Stadt Markgröningen. Das Rathhaus diente früher auch als Kaufhaus, wovon noch die weiteren Räume der unteren Stockwerke zeugen, die übrigens in kurzer Zeit für andere Zwecke eingerichtet werden sollen. In der großen Rathsstube, die am Schäfermarkt als Tanzsaal dient, sind in einem Fenster zwei gemalte Scheiben eingelassen, die eine mit dem Württembergischen Wappen und der Unterschrift: Von Gottes Gnaden Ludwig Friedrich Hertzog zu Wirtemberg und Teck, Graf zu Mömpelgartt, Herr zu Heydenheim. Vormund und Administrator 1631. Überdieß zeigt sie das Monogramm des Malers MR, welches auch auf vielen gemalten Scheiben auf Rathhäusern in der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)