Seite:OALudwigsburg0254.jpg

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Gegend um Stuttgart vorkommt. Die andere enthält den gedoppelten schwarzen Adler mit dem Württemb. Wappen im Herzschild.

5) Das sehr große, übrigens vielfältig veränderte Spitalgebäude, steht im südlichen Theile der Stadt; dasselbe schließt mit einigen Nebengebäuden und einer stattlichen Mauer einen geräumigen Hofraum und einen besonders ummauerten Garten ein. Der baulustige Meister Johannes Betz errichtete mehrere Baulichkeiten, so wurde unter ihm der Spitalkeller (nach lateinischen, an dem Gebäude angebrachten Inschriften) im Jahr 1507 in 200 Tagen vollendet und an Michaelis desselben Jahrs der erste Wein eingelegt; vermuthlich ist auch zu dieser Zeit das große Gebäude über dem Keller, das gegenwärtige Pfrundhaus, aufgeführt worden. An dem zum Spital gehörigen Fruchtkasten steht Johannes Betz 1526 und an dem sog. Heuhaus 1523 Jonn. Betz. Das Gebäude, welches gegenwärtig als Meierei dient, trägt die Aufschrift: Fr. Alex. Mgr. Do. 1488 und ist von Spitalmeister Alexander aufgeführt worden.

In dem Spitalgarten, mit der nördlichen Seite an den Spitalhof grenzend, steht als Ruine die ehemalige Spitalkirche zum heil. Geist, auch Leutkirche genannt, von der sich nur noch der Chor nebst dem nördlichen Anbau und der Thurm erhalten haben, während das Langhaus, wie der südliche Anbau abgetragen und die noch stehenden Theile ganz verwahrlost sind. Diese im reinsten germanischen Styl erbaute Kirche hatte nach allen Andeutungen die Form eines Kreuzes und scheint nach ihrer Bauweise aus dem Anfang oder der Mitte des 13. Jahrhunderts zu stammen. Besonders schön ist der mit Streben versehene Chor, dessen Fenster mit äußerst künstlichem Maßwerk in den spitzen Bogentheilen gefüllt sind. Der viereckige, massive Thurm, dessen fünftes (oberstes) Stockwerk in ein Achteck übergeht und mit Wasserspeiern versehen ist, trägt ein einfaches Zeltdach und enthält außer einem germanischen Fenster im untern Stockwerk nur schmale Lichtöffnungen. Auf demselben hängt eine Glocke, die im Jahr 1784 gegossen wurde. Über dem Eingang in den Anbau sind 3 Wappen, das Württembergische, das Österreichische und das des Spitals angebracht, über denen auf einem Spruchband A. Joann Betz 1512 steht. An einem Pfeiler des Anbaus befindet sich die Inschrift: Anno dom. 1515 Jar ist der erst Stain geglegt worden under diesen Pfiler; hiedurch erfahren wir die Zeit der Erbauung des Anbaus, nicht aber die der Kirche, wie bis jetzt unrichtiger Weise angenommen wurde. Von den germanischen Fenstern des Anbaus enthält eines in den spitzen Bogentheilen einen gut gearbeiteten Bären, das Wappen des Erbauers Betz. An der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)