Seite:OALudwigsburg0257.jpg

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Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser, das 5 laufende und 27 Pumpbrunnen liefern, hinreichend versehen. Von den laufenden Brunnen ist der vierröhrige Marktbrunnen der bedeutendste; auf der im Renaissancegeschmack gehaltenen Brunnensäule steht ein geharnischter Ritter, in der Rechten den Commandostab, in der Linken einen Schild mit dem Württembergischen und dem städtischen Wappen haltend; zwischen beiden Wappen steht die Jahreszahl 1580. Dieser Brunnen erhält sein Wasser aus dem Beudelsbacher Thal, aus welchem eine starke Quelle mittelst einer 3/4 Stunden langen Wasserleitung dem Brunnen zugeführt wird, dessen Abwasser einen weiteren laufenden Brunnen speist. Eine etwa 500 Schritte lange Leitung führt das Wasser zu dem sog. Saitenbrunnen. Das beste Wasser hat der in der sog. Badgasse am westlichen Ende der Stadt gelegene Badbrunnen, in dessen Nähe ein Badhaus stand, das erst vor 25 Jahren abgebrochen wurde. Periodisch fließende Quellen befinden sich im sog. St. Johannser und im Korstholzer Thal. Außerhalb der Stadt am Langberg liegt der 1 Morgen 10 Ruthen große, mit Pappeln umpflanzte Feuersee, der von Seiten der Stadt zur Karpfenzucht um jährlich 3 fl. 24 kr. verpachtet und überdieß noch zur Wässerung der Wiesen benützt wird. Etwa 1/8 Stunde westlich der Stadt fließt in einem engen, ziemlich tief eingeschnittenen Thale die Glems; sie setzt auf der Markung mehrere Werke in Bewegung (s. unten) und tritt beinahe regelmäßig jedes Frühjahr aus, ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten. Die Glems beherbergt Weißfische und Krebse, zuweilen auch Aale aus der Enz kommend, in welche die Glems 1 Stunde nördlich der Stadt bei Unter-Riexingen mündet; das Fischrecht wird von der Gemeinde verpachtet. Außer der Glems fließt noch der von Pflugfelden herkommende Beudelsbach über die Markung, der sich an dem nördlichen Ende derselben mit der Enz verbindet. 1

Die Stadtgemeinde hatte 1850 Dec. 3. 3232 Angehörige


    und einem katholischen – ebenso dem Lehrer und dem Hausarzt, sind diese Stellen als Nebenfunktionen übertragen.

    Die Arbeitszeit der Gefangenen ist auf 11 Stunden täglich festgesetzt; dieselben werden zumeist mit Strick- und Näharbeiten, mit Verfertigung von Litzenschuhen, Handschuhen, Reisehemden etc. beschäftigt. Die Lage der Strafanstalt ist frei und gesund, und der Gesundheitszustand im Allgemeinen gut; im Jahr 1856–57 kamen bei einem täglichen Stand von durchschnittlich 246 Gefangenen Erkrankungen vor 198 und Todesfälle 7. Krankheiten, welche sich durch besonderes häufiges Erscheinen bemerklich machen würden, kamen bis jetzt keine vor.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0257.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)