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Johanniterordens-Comthur zu Rohrdorf (Heyd 188). Die geistliche Oberaufsicht stund dem Bischof von Speier zu; die Kirche gehört in das bischöflich speierische Archidiaconat der hl. Dreifaltigkeit. Bis 1456 war Thamm hieher eingepfarrt, wurde aber damals eine eigene Pfarrei. Den 17. Juni 1516 erlaubte Herzog Ulrich der Stadt die Pfründe der St. Johanniscapelle für einen Organisten zu verwenden (Sattler Herz. 1. Beil. Nr. 83).

Die Besetzung der Stadtpfarrei sowohl als der Helferstelle hängt jetzt von königlicher Collatur ab.

Eine merkwürdige hiesige geistliche Stiftung, dergleichen es in Schwaben nur noch in Memmingen, Wimpfen und Pforzheim gab, ist das „Hospitalhaus vom Orden des hl. Geistes in Sachsen zu Rom“ (so genannt nach dem Musterhaus in Rom, welches Papst Innocenz III. erbaute bei der Kirche St. Maria in Sassia, deren Gründung dem angelsächsischen Könige Ina, zwischen 725–31, zugeschrieben wird)[1]. Die Einweihung desselben geschah den 25. März 1297. Noch im Jahr 1301 mahnte der Bischof von Speier durch eine Bulle zur Unterstützung des Baues. Der päpstliche Wille bei solchen Anstalten war die Gewährung eines Obdaches für Arme und Kranke aller Zungen, und der Hilfe im Leben und im Sterben. An bestimmten Tagen sollte ein Spendealmosen gereicht und verschämten Nothleidenden Unterstützung gegeben werden. Auch Waisen und Findelkinder sollten Aufnahme finden. Der Convent, auch Capitel geheißen, bestund aus 6–8 Brüdern; sie lebten nach der Regel des Augustinus mönchartig, hatten aber eine starke Dienerzahl; an der Spitze stund ein Meister oder Comthur (auch praeceptor, rector, genannt). Der Spital war unmittelbar dem Spital in Rom und dem dortigen Großmeister unterworfen; sieben Gulden waren jährlich auf Pfingsten dorthin zu entrichten.

Mit den übrigen gleichartigen Spitälern in Oberalemannien hatte er einen Visitator, genannt Generalvicar oder Provincialmeister, dessen Würde anfänglich der Meister des Hauses in Memmingen, später der des Hauses in Steffelt (im Elsaß) bekleidete. Eigene Conservatoren oder Pfleger, welche der Papst aus der benachbarten hohen Geistlichkeit aufstellte, sollten die Stiftung schützen. Vermöge Bulle vom 26. April 1372 ordnete Papst Gregor IX. das Haus zu Gröningen dem Spital zu Rom unmittelbar unter. Seb. Frank in


  1. Vrgl. über dieses Spital Summarium privilegiorum | (hospitalis ac confratrie | Sancti spiritus in | Gröningen 4° [o. O. u. J., wahrscheinlich Tübingen bald nach 1513].
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)