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seiner Chronica (480b Ausg. v. 1531) gibt kurz vor der Reformation folgende Schilderung von dem hiesigen Orden: „er ist in aller Form gekleidet und geplattet [hat rundgeschorne Glatze] wie andere Priester; allein führen sie auf ihren [schwarzen] Röcken ein zwifach [sog. spanisches] weiß Kreuz[1]. Die haben päpstliche Gewalt, zu absolviren alle Fehle … Seind groß Herren, führen von Bettel[2] zu Grüningen einen großen Pracht.“ Letzterer war in der Mitte des 15. Jahrhunderts an die Stelle der früheren Einfachheit getreten. Eberhard im Bart noch als Graf unternahm deshalb im Jahr 1471 eine neue Ordnung in zeitlichen Dingen des Spitals, wie er überhaupt schirmverwandte Klöster reformirte.

Das Stift hatte ansehnliche Liegenschaften und sonst noch bedeutende Einkünfte aus Gülten. Letztere bezog es zu Markgröningen selbst, zu Asperg, Bissingen, Remmigheim (abgegangen, s. O.A. Vaihingen 238), Sersheim, Horrheim, Mühlhausen, Spielberg, Bönnigheim, Hochdorf, Schwieberdingen, Möglingen, Thamm, Benningen, Marbach, Besigheim, Stuttgart, Döffingen, Darmsheim, Böblingen u. a. O. (Heyd 229). Von Patronatrechten besaß es das der Pfarrei Bissingen (s. d.), Mühlhausen a. d. Enz und der Stadtpfarrei Bietigheim (das letztere durch die Gunst Graf Eberhard des Milden von Württemberg seit dem 23. Januar 1411). Im Jahr 1402 befreite Graf Eberhard der Milde alle Güter, welche der Spital damals besaß, von allen Steuern und Abgaben, doch sollte diese Freiung sich nicht auf künftig zu erwerbende ausdehnen; auch sollten Besitzungen, welche an Weltliche überlassen würden, wieder steuerpflichtig werden. Nachdem der Spital schon zwischen 1520 bis 1523, als Württemberg österreichisch war, große Einbuße erlitten hatte und eine bessere Verwaltung überhaupt noth that, ließ ihm Herzog Ulrich von Württemberg im Jahr 1535 inventiren und setzte einen Schaffner oder Mitregierer an die Seite des Meisters. Der Herzog erklärte sich zum rechten Patron, Kastvogt, obersten Superattendenten, den Vogt, Bürgermeister und Rath zu Untersuperattendenten. Die Reformation wurde eingeführt; wer aber von den Brüdern und Inwohnern des Spitals nicht evangelisch werden wollte, konnte darin absterben.


  1. Genanntes Kreuz war auch das Wappen des Spitals.
  2. Papst Sixtus IV. begünstigte diesen in der Weise, daß, wo sich Vieh, besonders Schweine solcher Spitalbrüder sehen ließen, denselben mit Futter aufgewartet werden mußte (7. Nov. 1482); durch Glöckchen, welche diesen Thieren angehängt waren, wurde man aufmerksam gemacht.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)