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der viereckige, massive, mit schlankem Zeltdach versehene Thurm, an dem die Jahrszahl 1598 (vermuthlich das Jahr der Erbauung) angebracht ist. Von den drei auf dem Thurme hängenden Glocken wurde die größte im Jahr 1715 und die mittlere 1696 gegossen; die kleinste ist sehr alt und trägt die Namen der vier Evangelisten als Umschrift. Das Innere der Kirche ist weiß getüncht und die Emporenbrüstungen mit Ölgemälden, Scenen aus der Geschichte Christi, geziert. Den Chor deckt ein Netzgewölbe, dessen beiden Schlußsteine eine Hand und Agnus Dei enthalten. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, die auch für die Unterhaltung derselben zu sorgen hat.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz, von dem die Umfriedigungsmauer noch steht, wurde im Jahr 1830 aufgegeben und dagegen ein neuer, sehr ansehnlicher, am südlichen Ende des Dorfs mit einem Gemeindeaufwand von 1500 fl. angelegt.

Das nahe der Kirche gelegene, gut erhaltene Pfarrhaus ist Eigenthum des Hospitals Stuttgart, dem auch die Unterhaltung desselben zusteht.

Das Schulhaus ließ der Hospital Stuttgart im Jahr 1839 in einem modernen Styl, übrigens nicht sehr geräumig erbauen; es enthält drei Lehrzimmer und ein kleines Zimmer, das der Lehrgehilfe bewohnt. Den übrigen Lehrern (ein Schulmeister und ein Unterlehrer) ist das frühere, ebenfalls dem Hospital Stuttgart gehörige Schulhaus zur Wohnung angewiesen. Eine Industrieschule, an der eine Lehrerin im Nähen und Stricken Unterricht ertheilt, besteht schon längst.

Das beinahe in der Mitte des Dorfs gelegene Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First wurde erbaut, nachdem die Franzosen im Jahr 1693 35 Gebäude und unter diesen auch das Rathhaus niedergebrannt hatten, und befindet sich noch in einem ziemlich guten Zustande.

Im Jahr 1836 ließ die Gemeinde ein öffentliches Backhaus mit einem Aufwand von 600 fl. herstellen; auch besitzt dieselbe noch eine in den Weinbergen gelegene Kelter mit vier Bäumen, welche früher dem Hospital Stuttgart gehörte, zwei Armenhäuser mit drei Wohnungen und ein Schafhaus. Von den beiden dem Spital Stuttgart gehörigen Zehentscheuern wurde eine im Jahr 1852 an einen Ortsbürger verkauft, die andere, sehr ansehnliche, hat zwei große rundbogige Einfahrten, über denen das Stuttgarter Hospitalwappen und die Jahrszahl 1545 angebracht ist.

Der Ort ist wasserreich, namentlich in seinem mittleren, tiefer

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)