Seite:OALudwigsburg0278.jpg

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Der Boden besteht im Allgemeinen aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm, dem theils der Hauptmuschelkalk, theils die Mergel und Sandsteine der Lettenkohlengruppe zur Unterlage dienen; nur auf der rechten Seite des Leudelsbachs treten die unteren Keupermergel auf, die durch Verwitterung einen ziemlich gebundenen Thonboden liefern, jedoch meist zum Anbau der Rebe mit Vortheil benützt werden. Unterhalb der Mühle wird Muschelkalk zu Straßenmaterial gebrochen und früher ist auch Lettenkohlensandstein, der zu Bausteinen benützt wurde, auf der Markung abgebaut worden. Porcellanerde kommt westlich vom Ort in dem Ammerthal vor; Lehm kann an vielen Stellen gewonnen werden.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und ziemlich mild, so daß noch feinere Gewächse wie Gurken etc. gedeihen, jedoch schaden zuweilen Frühlingsfröste den Reben und den Obstbäumen im Thal. Die Ernte tritt um acht Tage später ein, als in den Neckarthalorten des Bezirks. Hagelschlag kommt selten vor, indem das 21/2 Stunden westlich gelegene Hochscheid bei Hochdorf eine Wetterscheide bildet.

Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, verbunden mit dem großen Fleiße und der Umsicht der Einwohner hat sich die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe gehoben, was auch von Seiten des landwirthschaftlichen Bezirksvereins durch Prämien an Ortsbürger Anerkennung fand. Mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften (Brabanter Pflug, Walze etc.) wird der Ackerbau in der Dreifelderwirthschaft mit zu 2/3 angeblümter Brache betrieben und der ohnehin ergiebige, nicht sehr düngerbedürftige Boden durch zweckmäßige Düngungsmittel (Stalldünger, Jauche, Pferch, Gyps, Asche) immer noch verbessert. Zum Anbau kommt vorzugsweise Dinkel, dann Hafer, Gerste, weniger Einkorn, Roggen (nur um des Bindstrohs willen), Wicken, Erbsen, Kartoffeln, viel Ackerbohnen, Futterkräuter (vorherrschend dreiblättriger Klee), Angersen, Rüben, viel Mohn, Hanf, in neuerer Zeit Zuckerrüben, Welschkorn, etwas Reps und Kraut. Ein Versuch mit dem Anbau von Hopfen hat günstige Ergebnisse geliefert. Bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer, 31/2 Sri. Gerste und 6–7 Sri. Einkorn pr. Morgen wird ein durchschnittlicher Ertrag von 7–8 Scheffel, ausnahmsweise 10–12 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste und 6–7 Scheffel Einkorn pr. Morgen erzielt. Obgleich die Äcker im Allgemeinen ergiebig und wenig verschieden sind, so bewegen sich doch ihre Presse zwischen 200 und 500 fl. pr. Morgen, was mehr von der größeren oder kleineren Entfernung derselben vom Ort herrührt. Über den eigenen Bedarf werden an Getreide jährlich gegen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)