Seite:OALudwigsburg0282.jpg

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oberhalb des Orts die Rems aufnimmt und hiedurch sehr gekräftigt wird, erhält hier eine namhafte Breite und bildet zunächst am Ort zwei Inseln, von denen eine mit Weiden bepflanzt ist, die andere aber aus einem Kiesrücken besteht. Von der Nordseite gesehen bietet der Ort mit seinem spitzen Kirchthurme und dem Schloß Remseck im Hintergrunde eine wirklich malerische Ansicht.

An dem westlichen Ende des Dorfs liegt etwas erhöht die Pfarrkirche, die auf drei Seiten von den zwei älteren ummauerten Begräbnißplätzen umgeben ist, von denen der ursprüngliche in ein Blumengärtchen, das der Ortsgeistliche benützt, an die Ostseite der Kirche stößt, und der spätere, nördlich und westlich gelegene erst im Jahr 1840 gegen Anlegung eines neuen außerhalb des Orts aufgegeben wurde. Das einfache, schmucklose Langhaus der Kirche gehört einer neueren Periode an, als der im germanischen Styl erbaute Chor, an dem die spitzbogigen, mit Fischblasenmaßwerk gefüllten Fenster verändert worden zu sein scheinen, während die Strebepfeiler noch der rein germanischen Periode angehören; an den zwei gegen Süden gekehrten Streben sind an einem derselben Christus und der heil. Georg, an dem anderen zwei Wappenschilde angebracht, von denen der eine einen Fisch und ein Lamm, der andere einen Fisch und einen Schild, durch den ein Messer gesteckt ist, enthält. Der an der Nordseite stehende viereckige Thurm hat drei Stockwerke, von denen das oberste, wie auch das schlanke, spitze Zeltdach einer neueren Periode angehören. Auf dem Thurme, von dem man eine sehr anziehende Aussicht in das Neckarthal genießt, hängen zwei Glocken, welche 1700 und 1797 gegossen wurden. Das an Decke und Emporen getäfelte und getünchte Innere der Kirche enthält außer einem alten hohlen Taufstein nichts Bemerkenswerthes, dagegen ist der Chor mit einem gut construirten Netzgewölbe versehen, das in der Richtung von Westen nach Osten folgende, schön bemalte Schlußsteine enthält: 1) das einfache Württembergische Wappen (drei Hirschhörner) und das der Herren von Ahlfingen, 2) das herzogl. Württ. Wappen, 3) Maria mit dem Jesuskinde, 4) ein Bischof und 5) ein Engel zwei Wappenschilde haltend. Auch das Gewölbe und die von Brustbildern und Fratzengesichtern ausgehenden Gewölbegurten waren mit Malereien geziert, die einer weißen Tünchung weichen mußten.

Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege zu besorgen, die übrigens wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege kräftig unterstützt werden muß.

Das der Kirche zunächst gelegene, freundliche Pfarrhaus,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)