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An hiesiger Kirche kommt vor im Jahr 1339 Heinrich von Lichtenstein Kirchherr (Steinhofer 2, 279). Im Februar 1412 übergab Pfaff Heinrich von Lichtenstein das jus patronatus an Hans Dürner von Dürnau und im September 1438 verkauften die drei Gebrüder Dürner Ulrich (Priester), Konrad und Wilhelm, Kirche, Kirchensatz, Widemhof nebst eigenen Leuten und Zinsbauern für 2800 Goldgulden an das Stift Stuttgart, welchem 1439 die Kirche einverleibt wurde. Hiedurch kam dieser Besitz an das Haus Württemberg, wie auch heutzutage die Nomination des Pfarrers der Krone zusteht.


Neckarweihingen,


Gemeinde II. Kl. mit 1134 Einw., worunter 3 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Das sehr ansehnliche, in die Länge gebaute Pfarrdorf hat eine äußerst freundliche Lage in dem Neckarthale auf der rechten Seite des ganz nahe am Ort vorüberfließenden Flusses, der hier einen großen hufeisenförmigen Bogen beschreibt und auf der linken Seite von sehr steilen amphitheatralischen Thalgehängen begleitet ist, während sich auf der rechten ein flach auslaufender Terrainrücken in den Bogen des Flusses hineinzieht. Gerade an den Fuß dieses flachen Ausläufers ist das Dorf hingebaut, von dem der untere Theil in der Thalebene selbst liegt und daher beim Austreten des Neckars zuweilen von den Fluthen erreicht wird; auch den im Thale gelegenen Wiesen und Äckern schadet der Fluß, indem er Sand und Kies ablagert. Diese Gerölleablagerungen sind, namentlich in der Nähe der Schiffbrücke, sehr beträchtlich und bilden für die Gemeindekasse eine besondere Einnahmsquelle, indem die Kiesbank daselbst um 330 fl. jährlich verpachtet wird. Jedoch verursacht der Fluß, welcher auf eine große Strecke die Markung berührt, wegen der vielen zu bestreitenden Uferbaukosten der Gemeindepflege auch namhafte Ausgaben und ist mitunter die Ursache von dem 1000–1100 fl. betragenden Gemeindeschaden, welchen die sonst nicht unvermögliche Gemeindepflege alljährlich umlegen muß.

Der Ort selbst hat eine ziemlich regelmäßige Anlage und wird beinahe in seiner ganzen Länge von der reinlich gehaltenen, breiten Ludwigsburg–Marbacher Poststraße durchzogen, auf die mehrere, meist nur kurze Seitenstraßen eingehen. Die größtentheils mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude sind meist von freundlichem Aussehen und theilweise in einem städtischen Style erbaut. Außer der Hauptstraße besteht noch eine Vicinalstraße nach Poppenweiler, die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)