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Im 15. Jahrhundert bestunden hier eine Leutpriesterstelle und drei Frühmessereien.

Mit Hoheneck hatte Neckarweihingen bis zum Jahr 1805 Sitz und Stimme bei den Landtagen.


Oßweil,


Gemeinde II. Kl. mit 1751 Einw., worunter 5 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Das sehr ansehnliche, reinlich gehaltene, gerade nicht regelmäßig gebaute Pfarrdorf liegt 1/2 Stunde östlich von Ludwigsburg auf einer fruchtreichen Hochebene, welche sich allmählig gegen das im Osten ziehende Neckarthal senkt. An den breiten, größtentheils gekandelten Ortsstraßen lagern sich die im Allgemeinen freundlichen Wohnungen, von denen mehrere ziemlich ansehnlich, Wohlhabenheit verrathend, einzelne sogar im städtischen Style erbaut sind; der größere Theil der Gebäude ist übrigens ziemlich klein und verkündigt die Mittellosigkeit, die man hier nicht selten neben der Vermöglichkeit trifft.

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht an der Hauptstraße die ansehnliche, im spät germanischen Styl erbaute Pfarrkirche, deren spitzbogige Fenster, an Schiff und an Chor, in den Bogentheilen mit Fischblasenmaßwerk gefüllt sind. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist mit Strebepfeilern versehen und der an der Nordseite stehende, unten viereckige, gegen oben in ein Achteck übergehende Thurm trägt ein blechbeschlagenes Bohlendach, aus dem ein kleines Thürmchen (Laterne) emporstrebt. Auf dem Thurme, von dem man eine anziehende Aussicht genießt, hängen drei Glocken, die eine, ziemlich große, wurde im Jahr 1701, die andere 1779 gegossen und die kleinste in der sog. Laterne hängende ist aus neuerer Zeit. Das geräumige Innere der Kirche ist flach gedeckt und war früher mit Wandmalereien geziert, die weiß übertüncht wurden. Der hohle Taufstein ist im germanischen Styl mit Astwerkverzierung schön gehalten; um denselben liegen mehrere, jetzt beinahe ganz abgenützte steinerne Grabplatten der Herren von Kaltenthal und deren Gemahlinnen seit dem 15. Jahrhundert, und derer von Baldeck aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. An der nördlichen Innenwand des Schiffs ist das Kaltenthaler Wappen mit der Überschrift „Heinrich von Kaltental“ aus Stein gehauen eingemauert. Die Orgel wurde im Jahr 1846 angeschafft und die Kanzel ist im Jahr 1855 an der Stelle der früheren neu errichtet worden. Der um zwei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)