Seite:OALudwigsburg0296.jpg

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Einwohner sind sehr fleißig; ein großer Theil derselben sucht sich in dem nahe gelegenen Ludwigsburg durch Taglohn und Fabrikarbeiten sein Auskommen zu sichern; besonders finden daselbst viele der im Ort ansäßigen Maurer und Zimmerleute (zwei Meister und 148 Gesellen) Arbeit und Verdienst. Die ökonomischen Verhältnisse der Einwohner sind sehr verschieden; man trifft einzelne Wohlhabende, viele Mittelbegüterte und auch viele Unbemittelte, so daß die Gemeinde dermalen etwa 800 fl. jährlich zur Unterstützung der Ortsarmen aufzuwenden genöthigt ist. Der bedeutendste Güterbesitz beträgt 65 Morgen, der häufigste 12 Morgen und ein großer Theil der Einwohner besitzt entweder gar kein Grundeigenthum oder nur 1–11/2 Morgen.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; die vorhandenen Handwerker dienen, mit Ausnahme der schon angeführten Maurer und einiger Schneider und Schuster, nur den örtlichen Bedürfnissen. Eine kleine Cigarrenfabrik beschäftigt 4–5 Personen; übrigens bestehen vier Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, ein Kaufmann und ein Krämer.

Die Markung ist ziemlich groß und war, ehe Ludwigsburg einen Theil derselben wegnahm, noch viel bedeutender; übrigens besitzen die Oßweiler ziemlich viele Güter nicht nur auf der neu gegründeten Markung Ludwigsburg, sondern auch auf der von Aldingen.

Die Feldgüter liegen mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen das im Osten die Markung berührende Neckarthal, beinahe eben und haben im Allgemeinen einen ziemlich gleichen, fruchtbaren Diluviallehmboden, der in Verbindung mit den günstigen klimatischen Verhältnissen alle gewöhnlichen Feldfrüchte reichlich hervorbringt. Nur südlich vom Ort, auf der sog. Schanze, tritt in geringer Ausdehnung Mergel auf, dessen Verwitterung einen ziemlich stark gebundenen Thonboden liefert, der die Feuchtigkeit nicht gehörig durchläßt und deßhalb in trockenen Jahrgängen ergiebiger ist, als in nassen.

Straßenmaterial wird aus einigen Muschelkalksteinbrüchen im östlichen Theil der Markung gewonnen.

Gewitter sind selten und Hagelschlag ist seit Menschengedenken nicht vorgekommen.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben und dem ohnehin ertragreichen Boden durch kräftige Düngung immer mehr nachgeholfen; außer den im Ort gewonnenen Düngungsmitteln wird noch viel Straßendünger und Gülle in Ludwigsburg aufgekauft und für die Felder verwendet; auch etwas Compost und ziemlich Gyps kommt in Anwendung. Verbesserte Ackergeräthschaften, wie der Brabanter

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)