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einem tüchtigen Neckarschlag, der durch zwei Farren nachgezüchtet wird; für die Haltung der Farren reicht die Gemeinde neben der Nutznießung von 3 Morgen Wiesen jährlich 55 fl. Mit Vieh wird ein lebhafter Handel auf benachbarten Märkten getrieben.

Das Schafweiderecht wurde im Jahr 1857 von der Hofdomänenkammer gegen eine Aversalsumme an die Gemeinde abgetreten.

Der Bestandschäfer hat etwa 200 Bastarde, deren Wolle Absatz bei den Tuchmachern in Münchingen findet.

Die Schweinezucht (Haller Race) wird nicht stark getrieben, so daß die meisten Ferkel auswärts (Ludwigsburg) aufgekauft werden; der Handel mit gemästeten Schweinen hat während der Kartoffelkrankheit sehr nachgelassen.

Geflügel (Gänse, Hühner) wird ziemlich viel gezogen und nach Stuttgart verkauft.

Die Bienenzucht treiben etwa 20 Bürger mit geringem Erfolg.

Was die Gewerbe betrifft, so dienen die gewöhnlichen Handwerker, mit Ausnahme einiger Schuster, welche nach Ludwigsburg und Stuttgart arbeiten, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die Markung durchzieht im westlichen Theile die Staatsstraße von Stuttgart nach Vaihingen, überdieß sind Vicinalstraßen nach Kornwestheim, Kornthal und Zuffenhausen angelegt.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III.

Auf den sog. Bildäckern, 1/8 Stunde östlich vom Ort, wurden vor mehreren Jahren zwei alte Gräber aufgedeckt, auch fand man daselbst schon Reste einer gepflasterten Straße oder eines Hofraums, eine Speerspitze und steinerne Staffeln, was bekundet, daß hier irgend ein Gebäude stand.

Bei dem Ausstocken eines Theils des 1/4 Stunde nordöstlich von Stammheim gelegenen Emerholzes stieß man im Jahr 1854 in einer Ausdehnung von etwa 6 Morgen auf eine Menge Mauersteine, römische Ziegel, Heizröhren, Fragmente von römischen Gefässen, namentlich von Amphoren, mehrere waren von Sigelerde und trugen noch Reste des Töpferstempels z. B. … MIAN … etc. Außer diesem fand man Waffen von Eisen, einen Ring von Bronce und einen kreisrund behauenen, etwa 21/2′ im Durchmesser haltenden Stein, der viele Ähnlichkeit mit einem Mühlsteine hatte. Zunächst der Stelle erhebt sich aus dem Flachlande ein nicht unbeträchtlicher Hügel, der sog. Kallenberg, von dem man eine sehr ausgebreitete Rundsicht genießt; an dem obern südlichen Abhang desselben zieht mehrere 100 Schritte lang ein tiefer Schanzgraben und über den Rücken des Hügels führte in der Richtung von Münchingen her

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0328.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)