Seite:OALudwigsburg0332.jpg

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gedehnte, ansehnliche Ort, nur aus einer Hauptstraße bestehend, von der nach beiden Seiten kurze Seitenstraßen ablenken. Die Ortsstraßen sind durchgängig reinlich gehalten und gekandelt, übrigens mit Ausnahme der breiten Hauptstraße ziemlich enge. Die aus Holz erbauten, zuweilen mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude sind ziemlich enge zusammengedrängt, jedoch meist freundlich aussehend. Das Dorf war mit einer Mauer umgeben, an deren gegen den Ort gekehrten Seite ein namhafter Graben lief; letzterer ist theilweise eingeebnet worden, übrigens an vielen Stellen, namentlich an der südlichen Ortsseite noch sichtbar. Auch die Mauer hat sich auf lange Strecken noch erhalten und zeigt zum Theil noch eine Höhe von 8–10′.

An dem nördlichen Ende des Orts steht die Pfarrkirche mit dem sie umgebenden ehemaligen Begräbnißplatze, der ursprünglich fest war und noch mit einer starken Mauer umfriedigt ist. Den gegenwärtigen ummauerten Begräbnißplatz ließ die Gemeinde im Jahr 1841 mit einem Kostenaufwand von 2000 fl. außerhalb des Orts anlegen.

Die massive Kirche, deren Langhaus ursprünglich im germanischen Style erbaut, allmählig aber verändert wurde, hat etwas Malerisches und trägt zur freundlichen Ansicht des Dorfs Vieles bei; an der Ostseite derselben steht der überaus massige, viereckige Thurm, der gegen oben in ein Achteck übergeht und früher wahrscheinlich eine bedeutendere Höhe hatte; er soll nach der Pfarrbeschreibung im 30jährigen Kriege in seinen oberen Theilen zerstört und nicht wieder aufgebaut worden sein, dagegen wurde er mit einem schönen, schlanken Zeltdache versehen, welches das Mißverhältniß der Dicke und Höhe einigermaßen vermittelt. Auf dem Thurme, von dem man eine sehr freundliche Aussicht einerseits an den Asperg, anderseits an den Stromberg genießt, hängen 2 Glocken, von denen die größere 1836 von Neubert in Ludwigsburg gegossen wurde, während die kleinere folgende Umschrift trägt: Jakob Friedrich Rechlin goß mich in Stuttgart anno 1741. Der untere Theil des Thurmes, der zugleich die Stelle des Chors vertritt und an dessen Ostseite nur der dreiseitige Chorschluß über den Leib des Thurms hervorsteht, ist mit Strebepfeilern und spitzbogigen, germanischen Fenstern versehen, deren Füllungen theils noch dem frühgermanischen Style angehören, während einzelne aus


    erwähnte jüngere Ursula von Stammheim, verehlichte von Helmstadt (die ältere Ursula kann S. 193 nicht gemeint sein), schon 1618 starb. Die Allodien kamen also, wenn nicht gleich 1588 (wie unter Geisingen allerdings nur muthmaßlich angenommen wurde), doch schon vor 1619 an die Schertlin.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)