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Ein Römischer Denkstein, der schon seit Jahrhunderten zu Zwiefalten aufbewahrt[1] und gegenwärtig in der Gartenmauer neben der K. Kameralverwaltung eingemauert ist. Er enthält folgende Inschrift:

DEO. INVICTO.
SOLI. TEMPLUM.
A SOLO. RESTITU-
IT. VALERIUS.
VENUSTUS. V.P.P.
P.R. SICUTI. VOTO.
AC. MENTE. CON-
CEPERAT. RED-
DITUS. SANITA-
TI. V. S. L. L. M.

Deo invicto Soli templum a solo restituit Valerius Venustus, sicuti voto ac mente conceperat redditus Sanitati. Votum Solvit libens, lubens, merito.

Somit enthält der Stein eigentlich die Inschrift eines, dem Sonnengotte von einem Vicepräfect, Namens Valerius Venustus, aus Dankbarkeit für seine wiedererlangte Gesundheit erbauten, oder wieder hergestellten Tempels. Die Buchstaben V. P. P. P. R. lesen wir: Vice Praefectus Praetorio Provinciae Rhaetiarum, und bemerken noch, daß zu Rhaetia secunda auch ein Stück des linken Donauufers gehörte, und daß der benachbarte Ort Zell noch im 9ten Jahrhundert Romanesau, Römerau hieß.

Es ist also wohl nicht zu zweifeln, daß die Römer auch in unserm Oberamtsbezirke festen Fuß gefaßt haben, und ein Blick in die allgemeine Geschichte bestätigt dieß noch mehr. Lange Zeit war die Donau die Gränze zwischen Römern und Deutschen; jene hielten das rechte Ufer besetzt, diese hatten das linke inne und fanden den besten Schutz auf dem angränzenden Alpgebirge. Endlich überschritten die Römer jene Gränze – nach allen Umständen unter Tiberius – und legten


  1. Würt. Jahrbücher 1821. S. 171. Sulger Ann. Zw. II. 204.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen017.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)