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Schritt, in der entgegengesetzten aber 10 Schritt Weite hat. Seine Höhe mag an 25 – 30’ reichen. Dieses Gewölbe besitzt wieder eine Menge Tropfsteinfiguren, mit denen die Wände wie mit Stuccaturarbeit geziert sind.

Von hier kommt man wieder an eine sehr enge und niedrige Pforte (i), die sich in einen, ungefähr 12 Fuß hohen und breiten, Felsen hineinzieht, welcher von dem Deckengewölbe des Gemachs G um mehr als 15 Fuß überragt wird, und so gleichsam eine Höhle in der Höhle bildet. Das Gemach G steht mit dem folgenden, tiefer liegenden Theile der Höhle durch den ungefähr 24 Fuß breiten Raum bey H in Verbindung. Wegen der dort wild durch einander liegenden und aufgethürmten Steinmassen ist derselbe jedoch nicht zu passiren, und man muß zu der erwähnten kleinen Pforte (i) seine Zuflucht nehmen. Aber auch hier hat es seine Schwierigkeiten weiter zu kommen, indem der Weg durch einen mächtigen Felsenblock versperrt ist und hinter diesem ein 12 bis 15 Fuß tiefer Felsenabhang liegt, so daß man fast einer Leiter benöthigt ist.

Auf diesen engen und beschwerlichen Paß, den schwierigsten in der ganzen Höhle, folgt wieder ein geräumiger Gang H, 18 – 20 Schritt lang, 5 Schritt breit und 15 – 20 Fuß hoch, welcher wieder schöne Tropfsteinfiguren zeigt. Am Ende dieses Ganges betritt man ein großes Gewölbe (J), welches den Schluß der Höhle macht, und außer der Vorhalle unter allen Gemächern und Gewölben der Höhle bey weitem das geräumigste und interessanteste ist. Es scheint, als ob die Natur, um den unterirdischen Wanderer zu überraschen, das Merkwürdigste und Erhabenste der Höhle bis hieher habe aufsparen wollen, und mit stillem Staunen verweilt man in der Mitte dieser Halle, deren Wölbungen gleich einem Tempel, in kühnen Bogen emporsteigen, dessen feyerliche Stille durch nichts als durch das Geräusch der überall herabfallenden Wassertropfen unterbrochen wird, die im Scheine der Lichter wie Diamanten glänzen. An den Wänden in kleinen Seitenhöhlen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen033.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)