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Erziehung der Fohlen den Landwirthen der Gegend ein anregendes Beyspiel zur Nachahmung, auch Auswärtigen die Gelegenheit zu Aneignung dieser Vortheile zu geben, und so der gesunkenen Pferdezucht und eben damit einem, der Alp durch die Natur angewiesenen, Culturzweige wieder aufzuhelfen.

Die Mitglieder des Vereins (nicht aber die Weidekunden) verbinden sich, ihre Fohlen drey volle Jahre auf der Weide laufen zu lassen, und dieselben früher nie zu gebrauchen. Zu der Weide hat der Verein in dem benachbarten, ganz vorzüglich geeigneten, Hardt einen Bezirk von ungefähr 200 Morgen als Eigenthum erworben und daselbst die Einrichtung getroffen, daß die Thiere bey Nacht und sonst, wenn es nöthig ist, unter Dach gebracht werden können. In Münsingen selbst und in Grafeneck ist für eine gute Winterung gesorgt. Es können gegen ein festgesetztes Weidegeld von 12 bis 15 fl., mit Einschluß aller übrigen Kosten, auch Auswärtige und Ausländer an dieser Anstalt Theil nehmen. Die Winterung kostet ungefähr das Doppelte von dem Weidegeld. Dermalen befinden sich 80 Fohlen auf der Weide.

Die besten Pferde findet man dermalen zu Magolsheim, Bremelau und auf der Zwiefalter Alp zu Aichelau, Pfronstetten, Wilsingen, Tigerfeld, Huldstetten. Sonst waren Böttingen, Bernloch, Kohlstetten in ihrer Pferdezucht berühmt, scheinen aber durch die Folgen des Holzhandels-Fuhrwesen, mit dem zu große Anstrengungen und ein zu frühzeitiger Gebrauch dieser Thiere verbunden ist, diesen Ruhm eingebüßt zu haben.

Die Rindviehzucht läßt Manches zu wünschen übrig: Der Viehstand ist im Verhältniß zum Boden gering, und bey dem dermaligen Umfang und Zustand der Wiesen und des Futterkräuterbaus doch so, daß man kaum das Futter aufzubringen vermag (s. o.) und deßwegen auch um so mehr eilt, im Spätjahr das junge Vieh zu verkaufen. Die Race ist feinknochig und zart, aber leibarm, und im Allgemeinen finden hier dieselben Bemerkungen statt, welche schon bey Reutlingen gemacht worden. In neueren Zeiten zeigt sich jedoch ein

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen080.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)