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Laichingen allein 214 Meister und 18 Gesellen. Die bedeutendsten Weberorte nach Laichingen sind Feldstetten, Auingen, Münsingen, Mehrstetten. Die Weber theilen sich in Stückweber und in Kunden- und Lohnweber, d. h. in solche, welche Stücke von bestimmter Größe - ein ganzes Stück zu 66, ein halbes zu 33 Ellen - auf den Verkauf weben, und in solchen, welche für die Haushaltungen oder um den Lohn für andere Meister weben. Übrigens treibt ein großer Theil dieser Weber, selbst in Laichingen, dem Hauptsitze der Leinenweberey, das Handwerk nur einen Theil des Jahres, die übrige Zeit liegt er, wie in Schlesien und Siebenbürgen, dem Feldbau ob. In Münsingen befinden sich 3 Bild- und Damastwebereyen, von Ruoß dem Vater und 2 Söhnen. Diese Anstalten verdienen einer besonders ehrenvollen Erwähnung; sie waren in ihrer Art lange die einzigen im Lande und liefern eine Waare, welche jeder ausländischen an die Seite gesetzt werden darf. Der Vater Johann Jakob Ruoß ist zugleich der Gründer dieses schönen Industriezweiges.

Seine eigenen Unbequemlichkeiten und Nachtheile für den Oberamtsbezirk hat der Zunftverband, indem die meisten Gewerbe zu auswärtigen Laden - der größte Theil zu denen von Urach, Stuttgart und Tübingen, Ziegler und Färber nach Kirchheim, Nagelschmide nach Heidenheim, Bierbrauer nach Blaubeuren - gehören. In dem Oberamte selbst bestehen Zünfte: 1) in Münsingen für einige Handwerker der alten Amtsorte; 2) in Hayingen für die Fürstenbergischen Orte mit Zutheilung der vormals ritterschaftlichen Orte; 3) in Justingen für die vormalige Herrschaft Justingen und einige Gewerbe von Enabeuren und Magolsheim; 4) in Zwiefalten ein Zunftverband für alle Handwerker der vormals Zwiefaltischen Orte.

Zu Ergänzung der in der Tabelle Nr. IV. mitgetheilten Gewerbsliste und zur Kenntniß einzelner seltener Gewerbsarten tragen wir hier noch folgende Gewerbe und gewerbsmäßig betriebene Beschäftigungen nach, die wir in die Tabelle, um den Raum zu sparen, nicht aufgenommen haben.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)