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auf Anlaß des Oberamts für Kanzleyarbeiten errichtete, lithographische (Privat-) Anstalt.

Des Vereins für Veredlung der Pferdezucht ist oben schon gedacht worden, so wie des Landwirthschaftlichen Partikularfestes.

In ältern Zeiten hatte Münsingen, wie fast alle Orte von einiger Bedeutung, auch eine Badeanstalt; noch zahlt ein Haus einen Badezins.

Der Zustand der Gemeindeverwaltung erhellt aus den Beylagen. Die Schafweide, ein Haupt-Einkommenstheil, ist dermalen zu 1000 fl. jährlich verpachtet und trug auch schon 1700 fl. Der Pferch wirft jährlich 800 – 1000 fl. ab.

Die ehemaligen Amtsverhältnisse der Stadt sind oben, S. 10 schon berührt worden. Mit der Cameralverwaltung ist auch die alte Stiftspflege zu Münsingen verbunden, welche als Unterpflege von der Stiftsverwaltung Urach schon i. J. 1603 vorkommt.

Das Wappen der Stadt besteht in den drey Würt. Hirschhörnern im rothen Felde.

Die Geschichte von Münsingen reicht bis ins achte Jahrhundert hinauf; wie wir oben gesehen haben, kommt die Münsinger Mark schon i. J. 772 und nachher häufig vor (s. o. Gaue); i. J. 809 schenkt ein gewisser Hiltebert Güter an das Kloster Lorsch, in Munigesinger Marca; die Urkunde ist ausgestellt in villa Munigesinga.[1] Münsingen war also damals schon der Mittelpunkt eines Bezirks, und war es wohl schon lange vorher, da man die Markgenossenschaft als die älteste Verbindung deutscher Völker kennen lernt. S. Hardt. Wann es zur Stadt gemacht und ummauert worden? ist unbekannt; wahrscheinlich aber hat die eben berührte Eigenschaft schon sehr frühe Veranlassung dazu gegeben.[2]


  1. Codes Lauresh. T. III. p. 55. Nr. 3210.
  2. Die Einfälle der Hunnen veranlaßten ein Reichsgesetz v. J. 926, wodurch es jedem Großen zur Pflicht gemacht wurde, einige Orte durch Mauern und Gräben zu festen Plätzen zu machen und dieselben durch Landleute zu bevölkern, so daß von 9 Hausvätern 1 in die neue Stadt ziehen mußte. Vielleicht fällt auch die Ummauerung von Münsingen und Hayingen, so wie von Munderkingen, das ebenfalls einem kleinen Gau den Namen gab, in diese Zeit.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)