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in Stuttgart nach Marbach, und gehen mit Ende der Beschälzeit wieder dahin zurück. Sie bedecken während dieser Zeit auch die Stuten der Nachbarschaft. Die Behandlung des Gestüts ist die der zahmen Gestüte; im Winter stehen die Stuten im Stalle, und werden täglich ein Paar Stunden ins Freye getrieben oder geritten; im Sommer werden sie auf die Weide getrieben, kommen aber, wenigstens zu Anfang und Ende der Weidezeit, Nachts auch wieder in den Stall zurück, und nur in den heißen Monaten bringen sie die Nächte in Unterstandshütten eines Stutengartens zu, in die sie bey gutem Wetter frey aus- und eingehen, bey schlechtem Wetter aber eingesperrt und darin, wie im Stalle, mit trockenem Futter versehen werden. Die Weidezeit dauert im Durchschnitte etwas über 5 Monate, und fängt selten vor Mitte Mai’s an. Mit den Müttern laufen auch die jungen Säugefohlen auf der Weide; im Herbste kommen sie auf die genannten Fohlenhöfe, die Hengstfohlen nach Güterstein, die Stutenfohlen nach Offenhausen, und erst mit dem fünften Jahre kommen die zu Ergänzung des Gestüts erforderlichen Stutenfohlen wieder nach Marbach zurück.

An guten und gesunden Weiden fehlt es nicht, der ganze große Markungsbezirk ist zu Wiesen und Weide für das Gestüt bestimmt. Der Ackerbau beschränkt sich einzig auf den kleinen Besoldungsbezirk der verheiratheten Gestütsdiener, so daß für das Gestüt nur das Heu (dieses jedoch in guten Jahren weit über das Bedürfniß) auf eigenem Boden erzeugt, der Haber hingegen von den herrsch. Fruchtkästen empfangen wird. Früher wurden 308 Morgen Äcker mit 187 M. Wiesen als ein abgesondertes Maiergut verwaltet; da sie aber einen äußerst geringen Ertrag und nachher einen ebenso geringen Pachtzins abwarfen, so wurden sie in den Jahren 1818 und 1820 ebenfalls in Weiden und Wiesen für das Gestüt verwandelt. Der Anstalt ist ein Gestütsmeister vorgesetzt, eine Stelle, welche früher die beyden Harttmann, Vater und Sohn beynahe ein Jahrhundert lang versehen haben. Der Gestütsmeister hat auch

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)