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von Baiern) verwüstet. Die Veranlassung dazu war dieselbe, welche über die ganze Gegend so viel Unheil brachte, die Feindschaft zwischen dem Welfischen und Waiblingischen oder Hohenstaufischen Hause, welche durch die Wahl Lothars, Schwiegervaters von Welf, zum R. Kaiser in einen verheerenden Krieg ausgebrochen war. Um den mächtigen Gegner des Kaisers, den Herzog Friedrich von Schwaben aus dem Wege zu schaffen, lud der Welfe denselben, unter dem Vorwande, sich miteinander zu vertragen, zu einer Zusammenkunft nach Zwiefalten ein. Der edelmüthige Friedrich, der nichts Arges ahnte – der Welfe war überdieß sein Schwager – erschien: aber in der Nacht stürmte der Welfe das Haus, worin Friedrich schlief, und steckte dasselbe, da er Widerstand fand, in Brand. Friedrich floh in die Kirche, von der Kirche auf den Thurm. Als der Tag anbrach, sah Friedrich schon seine Vasallen zu seiner Hülfe herbeyeilen, und edelmüthig rief er jetzt seinem hinterlistigen Gegner von dem Thurme herab zu, daß er auf seine Rettung bedacht seyn solle, aber der Welfe hatte indeß mit Feuer und Schwert gegen das Kloster gewüthet.[1] Gleiches Schicksal erfuhr das Kloster 10 Jahre später auf Anstiften des Welfen, dem indeß die Vogtey abgenommen worden war, durch den Grafen Heinrich von Emerkingen. Eben so wurde es i. J. 1245 durch die Völker K. Friedrichs II., in dessen Kampfe gegen die päpstliche Gewalt, eingeäschert, und i. J. 1305 fielen die Riedlinger mit Plünderung und Brand über das Kloster her, gereizt durch die Streitigkeiten, in welche sie mit dem Kloster hauptsächlich darüber gerathen waren, daß sie Lehensleute und Leibeigene desselben in das Bürgerrecht aufgenommen hatten. Im Bauernkriege 1525 wurde das Kloster von 12.000 Bauern, welche sich auf dem Teutschbuch in der Nähe von Zwiefalten gelagert hatten, überfallen und so sehr geängstigt, daß die Mönche auf die Burg Gundelfingen flohen. Nach der Schlacht


  1. Sulger I. 74. wahrscheinlich aus Otto von Freysingen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)